Editorial: Wenn Sparen nicht vorgesehen ist
Der stellvertretende Chefredaktor Mathias Pflume über schlechte und gute Nachrichten.
Veröffentlicht am 5. September 2002 - 00:00 Uhr
Beginnen wir mit der schlechten Nachricht, die uns jeden
Herbst ereilt: Demnächst gibt die Sozialministerin bekannt,
wie sehr uns die Kassen künftig zur Kasse bitten. Und
wie gehabt wird der Ärger über die Prämien
der Krankenversicherer gross sein. Ob aber der Zorn die Richtigen
trifft, ist fraglich. Schliesslich hat der ungesunde Kostenanstieg
System. «Sparen ist im schweizerischen Gesundheitswesen
nicht vorgesehen», schreibt Urs Zanoni in unserer Titelgeschichte
(«Es krankt nicht an den Kassen», siehe Nebenartikel).
Sie zeigt, wer dazu beiträgt, dass uns die Gesundheit
buchstäblich immer teurer wird. Hohe Prämien bedeuten
aber nicht immer höchste Qualität: In unserem Krankenkassen-Rating
(«Mit den Kleinen fährt man besser», siehe
Nebenartikel) haben erneut kleine Anbieter die Nase vorn
oft gehören sie auch zu den billigsten. Dennoch wechseln
erstaunlich wenige Versicherte ihre Kasse: pro Jahr gerade
mal drei bis fünf Prozent.
Grund zu wechseln, hätte eigentlich auch so manches
Unternehmen seine Pensionskasse nämlich. Während
Politik und Versicherer um den BVG-Mindestzinssatz feilschen,
sind die Verwaltungskosten der zweiten Säule in der Regel
kaum eine Nachricht wert. Zu Unrecht: Bei einem Vergleich
verschiedener Angebote lag das günstigste 25 Prozent
unter dem teuersten ein beträchtliches Sparpotenzial
(«Einbussen durch zu hohe Kosten», siehe Nebenartikel).
Es ist also höchste Zeit, mehr Licht in den Dschungel
der Tarife zu bringen.
Völlig undurchsichtig ist zuweilen das Geschäft
mit 0900-Telefonnummern. Gleich mehrere dubiose Anbieter versuchen
derzeit, Handynutzer mit angeblichen Liebesnachrichten zu
bezirzen («Die liebe Not mit Liebes-SMS», siehe
Nebenartikel). Neugier sollte man sich da sparen sie
kann teuer werden. Unser Ratgeber-Artikel («Über
Gebühr abkassiert», siehe Nebenartikel) gibt Ihnen
Tipps, wie Sie sich generell vor 0900-Abzockern schützen
können.
Zum Schluss die erfreuliche Nachricht. An der sind Sie
mit schuld: Der Beobachter ist die meistgelesene Publikumszeitschrift
der Schweiz. Die Wemf (AG für Werbemedienforschung) hat
in ihrer jährlichen Leserschaftsstudie ermittelt, dass
ihn 1045000 Menschen lesen. Das leichte Minus von 1,3 Prozent
gilt nicht als statistisch bedeutsam. Gleichzeitig steigt
die Auflage des Beobachters (335226 beglaubigte Exemplare)
kontinuierlich. Mit einem wollen wir deshalb nicht sparen:
unserem Dank für Ihr Vertrauen.