Er schafft es einfach nicht, sich mal zu bücken und die schmutzige Wäsche wegzuräumen, findet sie. Er findet dauernd ihre Aschenbecher ungeleert vor und meint ausserdem, dass seine Freundin ihre Kreativität nicht nur beim Kochen, sondern ab und an auch beim Abwasch und beim Einkauf ausleben sollte. Liebe? Harmonie? – Tempi passati. Aufgetürmtes Geschirr, ungebündelte Zeitungsberge, spitze Bemerkungen und heruntergeschluckter Ärger – Alltag unter vielen Schweizer Dächern.

Konfliktstoff ist in der Tat reichlich vorhanden. Das haben auch Romy Reichmuth, 49, und ihr Partner Reimer Duus, 66, erlebt. «Wir hatten immer wieder Unstimmigkeiten, wenn es um die Hausarbeit und ums Geld ging», sagt Reichmuth. Sie arbeitet zu 80 Prozent als Personalleiterin und absolviert nebenbei ein Studium an der Fachhochschule in Olten. Duus ist Rentner und hat ein viermal kleineres Einkommen als seine Partnerin.

Sie verdient Geld, er macht den Haushalt. «Mir gefällt das nicht so ganz», gibt Duus zu, «doch ich habe mich mit der Situation arrangiert und fühle mich immer besser darin.» Die klaren Rahmenbedingungen helfen dem Paar, den Alltag zu meistern. «Wir mussten hart verhandeln», sagt Reichmuth. Damit die Aufteilung gerecht ist, übernimmt Reichmuth die Miete und das Haushaltsgeld – Duus wendet täglich etwa fünf bis sechs Stunden fürs Putzen, Kochen und Waschen auf.

Die beiden sind die Ausnahme von der Regel. Hausarbeit ist nach wie vor meist Frauensache. Eklatant ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Wäschemachen: Frauen wenden laut einer Studie des Bundesamts für Statistik gut zehnmal mehr Zeit dafür auf als Männer.

«Wir hatten oft Streit»
Auch Jennifer, 25, und ihr gleichaltriger Freund Stephan leben ein Modell, das heute noch die Ausnahme ist. Weil Stephan studiert und Jennifer als angehender Polizistin Hechtrollen näher liegen als die klassische Hausfrauenrolle, war für die beiden von Anfang an klar, wer den Haushalt schmeisst.

«Ich verdiene gut und zahle deshalb die ganze Miete für unsere Wohnung», sagt sie. Ihr Partner ist fürs Putzen und Einkaufen verantwortlich. Für ihn ist das so in Ordnung: «Mit unserer Rollenaufteilung habe ich keine Probleme.»

Für beide stimmt diese unkomplizierte Haltung, niemand fühlt sich benachteiligt. «Wir haben höchstens noch Streit, wenn er nicht so putzt, wie ich es gerne hätte», sagt Jennifer. Doch meistens gibt es keine Konflikte, denn die Regeln werden eingehalten.

Glück gehabt, denn Streit um den lieben Haushalt kann eine Beziehung gefährden. So geschehen bei Alexandra Wey, 26, und Thomas Zimmermann, 32. Erst vor einem Jahr ist das Paar nach einer längeren Pause wieder zusammengekommen und wohnt seither, um viele Erfahrungen und gute Vorsätze reicher, in einer alten Villa am Zugersee.

«Früher war die Hausarbeit bei uns ungleich verteilt», sagt Zimmermann. «Wir hatten oft Streit deswegen, und es war einer der gewichtigeren Gründe für unsere Trennung.» Bevor die beiden es wieder mit dem Zusammenleben versuchen konnten, mussten sie sich auf eine neue Lösung einigen. Wey und Zimmermann arbeiten je zu 100 Prozent und haben nur wenig Freizeit. Das Haus, in dem sie jetzt wohnen, braucht aber viel Pflege.

Heikles, aber lösbares Problem
«Wir haben uns deshalb entschlossen, eine Putzfrau anzustellen», sagt Wey. «Sonst hätten wir es nicht geschafft.» Die junge Fotografin ist sich bewusst, dass es viele Bekannte übertrieben finden, jemanden zu entlöhnen, der «einem den eigenen Dreck wegputzt». Für sie hat sich der Schritt aber gelohnt: «Wir haben so viel weniger Streit und fühlen uns gerecht behandelt.»

Den Einkauf regeln die beiden je nach Bedarf – einmal zahlt sie, dann er. «Das Nächste, das kommen wird, ist ein gemeinsames Essenskonto, auf das beide gleich viel einzahlen», sagt Zimmermann. «Das ist eine faire Lösung.»

«Wichtig ist, dass sich Paare über die Situation zu Hause bewusst werden», sagt Verena Laedrach-Feller vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG). Das Verhandeln über die Haus- und Familienarbeit ist für Paare eine wichtige Voraussetzung für eine partnerschaftliche Aufteilung.

Doch bevor man sich mit dem Thema auseinander setzt, müssen die Karten auf den Tisch. Im Rahmen einer Kampagne zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter und Mütter («Fairplay-at-home») hat das EBG einen differenzierten Fragebogen ausgearbeitet, der die Diskussion zwischen Paaren lancieren soll: Beide Partner listen auf, wie viel Zeit sie mit Arbeiten im Haushalt verbringen, und schaffen so eine Diskussionsbasis.

Bevor Sie das nicht abgewaschene Geschirr endgültig zerschlagen, lohnt es sich also, das heikle, aber lösbare Problem systematisch anzugehen.

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