Zwei Kinder rennen kreuz und quer über die Wiese. Sie hüpfen auf einem Bein, springen über Steine, klettern auf Bäume und wälzen sich lachend auf dem Boden. Dieses Herumtoben ist mehr als Spiel und Spass: «Bewegung ist eine Form der Weltaneignung, die dem Kind die Möglichkeit gibt, sich mit allen Sinnen mit der Umwelt auseinanderzusetzen», so die deutsche Buchautorin und Sportpädagogin Renate Zimmer. Aber was so einfach klingt, ist es nicht immer.

Studien belegen: Kinder bewegen sich heute weniger als früher. Sie mutieren auffallend häufig zu molligen Bewegungsmuffeln, sogenannten «Sofakartoffeln», hantieren ungeschickt, haben Mühe, den eigenen Körper zu koordinieren, oder sind gar schon im Primarschulalter in Behandlung wegen Haltungsproblemen und Rückenschmerzen. Zudem ist bereits jedes fünfte Kind übergewichtig und hat mit gesundheitlichen Schäden zu rechnen, warnt das Bundesamt für Gesundheit.

Kein Wunder: Eltern chauffieren ihre Sprösslinge mit dem Auto in die Schule. Dort verbringen sie den Tag überwiegend sitzend. In der Freizeit stehen oft Fernseher oder Computer auf dem Programm. Das ist bequem und einfach. Doch – und da sind sich Experten einig – wird bereits in jungen Jahren die Basis gelegt für ein aktives und gesundes Leben im Erwachsenenalter. Mehr noch: Bewegung macht schlau, formt den Geist und ist für die Lernfähigkeit Heranwachsender elementar. Mindestens eine Stunde pro Tag sollten sich Kinder körperlich ausleben, besser und nachhaltiger sind zwei bis drei Stunden intensive Bewegung, sagen Fachleute.

Von der Regenparty bis zum Versteckis

Erfreulicherweise gibt es im ganzen Land viele öffentliche Projekte, die die Lust der Kinder auf Bewegung anregen und fördern. Aber das allein reicht nicht aus. Kinder brauchen auch die Unterstützung durch die Eltern – und da ist Kreativität gefragt. Hier einige Anregungen:

  • Auf zur Regenparty im Freien! Mit Regenkleidung und Gummistiefeln geht es in die Pfütze zum Regentanz.
  • Einmal pro Woche bricht die Familie zu einem Ausflug auf. Gemeinsam werden verschiedene Aktivitäten festgelegt. Waldspaziergang, Vitaparcours, Klettergarten, Paddeln, Skaten oder Schwimmen. Jede Woche darf ein anderes Familienmitglied etwas vorschlagen
  • Gemeinsam Velo fahren, Ball spielen oder sich kleine spassige Wettrennen ausdenken macht Spass.
  • Auch drinnen müssen körperliche Aktivitäten nicht zu kurz kommen. Beliebt sind Parcours, sei es mit Stühlen, Kissen oder Decken, die zum Durchkriechen oder Drüberklettern einladen. Als «heisse Kartoffeln» dienen Tennis- oder Tischtennisbälle, die man auf Brettchen oder Tellern balanciert. Unter dem Motto «Zwillinge finden» werden Gegenstände wie Wäscheklammern oder Untertassen im Doppel versteckt, und dann wird zur Suche nach dem Pendant aufgerufen.


Wichtig ist, dass die Erwachsenen sich selber bewegen und ihre Jüngsten so anstecken. Frei nach dem Motto: «Wenn du auf den Berg steigst, komme ich mit.»

Renate Zimmer: «Toben macht schlau»; Verlag Herder, 2008, 160 Seiten, CHF 18.90