Sehr geehrter Herr Köppel, Sie kommentieren vieles, nur Ihr Privatleben nicht. Dafür tun es andere. Dass Sie geheiratet haben, sieht zum Beispiel die Gesellschaftskolumnistin Hildegard Schwaninger im Zürcher «Tages-Anzeiger» so: «Damit sind alle Gerüchte, der 44-jährige eiserne Junggeselle möge keine Frauen, entschärft.» Und die Zeitung «Sonntag» ging der Frage nach, warum Männer wie Sie noch husch heiraten, bevor ein Baby kommt. Die Antwort gab Paartherapeut Klaus Heer: «Sie stehen unter einem unterschwelligen Legitimationsdruck und wollen klarstellen, dass sie der Vater des Kindes sind.»

Man mag es mit psychologischen Erklärungen halten, wie man will. Mit Ihrer Eheschliessung ist juristisch klargestellt, dass Sie der Vater sind. Aber wussten Sie, dass Sie als Ehemann selbst dann als Vater gelten würden, wenn Ihre Frau von einem anderen ein Kind bekäme? Das Zivilgesetzbuch regelt das so im Artikel 255. Doch mit diesem Hinweis will ich Ihnen oder Ihrer Frau keineswegs etwas unterstellen. Ich will nur darauf hinweisen, dass es hierzulande geschätzte fünf Prozent Kuckuckskinder gibt. Zumindest hat das Ihre Zeitschrift kürzlich mal geschrieben.

Bei der Geburt dabei sein?

Aber man soll sich wegen Behauptungen der «Weltwoche» nicht verrückt machen lassen. Auch Sie nicht. Überlegen Sie sich lieber, wie Sie in Zukunft die Akrobatik zwischen Beruf, Familie und Freizeit meistern.

Aber Schritt für Schritt: Als werdender Vater müssen Sie sich zuerst mal entscheiden, ob Sie bei der Geburt dabei sein wollen. Seit die Männer das dürfen, kam schon mancher bös auf die Welt: So eine Geburt kann den stärksten Mann umhauen – und manche Hebamme wäre schon froh gewesen, wenn sie sich nicht auch noch um den werdenden Vater hätte kümmern müssen.

Glauben Sie mir: Männer, die der Geburt fernbleiben, sind weder Machos noch Weicheier. Unabhängig davon muss sich aber jeder überlegen, wie er die Vaterrolle ausüben will. Auch Sie! Kritisierten Sie doch neulich die Chefin von ABB Schweiz, weil sie den gesetzlich vorgesehenen Mutterschaftsurlaub in Anspruch nehmen will. Sie finden das «verantwortungslos». Topmanager müssten alles ihrer Aufgabe unterordnen, auch Gesundheit, Freizeit und Familie. Ich hoffe, dass Sie bei sich ein wenig lockerer sind und etwas Zeit fürs Kind finden. Es erwartet ja niemand, dass Sie sich gleich Vaterschaftsurlaub geben.

Alles Gute!