Gastronomie: «Gäste sind insgesamt zufrieden»
Veröffentlicht am 26. Mai 2003 - 00:00 Uhr
Beobachter: Der Umsatz in der Gastronomie brach
letztes Jahr um rund eine Milliarde Franken ein; zwei von
drei Restaurants schreiben rote Zahlen. Wo liegt das Problem?
Klaus Künzli: Die Anzahl der Restaurantbesuche
ist kaum zurückgegangen. Es wird einfach weniger ausgegeben
wegen der Wirtschaftslage.
Beobachter: Gemäss Gastrokritikern sparen viele
Gäste beim Auswärtsessen, weil der Service in den
Restaurants immer schlechter wird.
Künzli: Ich bin der Meinung, dass der Service nicht
so schlecht ist, wie das häufig dargestellt wird. Es
kommt immer wieder der Vergleich mit Österreich. Der
Schweizer ist einfach nicht der Typ, der fünfmal «Küss
die Hand» sagt. Wir haben eine repräsentative Umfrage
zur Zufriedenheit der Gäste gemacht und die zeigt,
dass sie insgesamt sehr zufrieden sind.
Beobachter: Mancherorts werden unqualifizierte Mitarbeiter
zu tiefen Löhnen beschäftigt. Und nur knapp zehn
Prozent der Gasthöfe investieren in die Ausbildung von
Lehrlingen. Wird hier nicht am falschen Ort gespart?
Künzli:
Auch uns wäre es recht, wenn mehr Betriebe Lehrlinge
ausbilden würden. Aber 90 Prozent der Betriebe sind zu
klein, um eine seriöse Ausbildung zu gewährleisten.
Zusätzlich werden die Betriebe mit immer mehr Vorschriften
eingedeckt etwa zu den Arbeitszeiten. Deshalb setzen
wir uns auf politischer Ebene für bessere Rahmenbedingungen
ein. Leider hat der Serviceberuf in der Schweiz nicht das
gesellschaftliche Ansehen, das er verdiente. Das bekommen
die Mitarbeitenden manchmal zu spüren. Doch Gastfreundlichkeit
bleibt sicher eine unserer Hauptaufgaben.