Die Beobachter-Umfrage brachte die Banker ins Schwitzen. Nicht einmal die eigenen Angestellten haben den Durchblick, wie die Spesenangaben in den Hochglanzprospekten zu verstehen sind. In welchen Fällen werden die Postporti den Kunden weiterverrechnet? Welche Spesen entfallen, wenn auf derselben Bank ein Sparkonto geführt wird?

Die Nachfragen haben sich gelohnt. Der Beobachter-Gebührenvergleich bringt happige Unterschiede zum Vorschein. Vor allem grosse Banken bedienen sich grosszügig bei den Kunden: Bei sieben von neun Banken wird das Privatkonto zum Verlustgeschäft. So kostet zum Beispiel die Abwicklung des Zahlungsverkehrs bei der UBS Fr. 247.90. Bei nur 40 Franken Zins ergibt sich ein Verlust von Fr. 207.90.

Auch anderswo schreibt die Kundschaft rote Zahlen: Bei der Credit Suisse sind es Fr. 130.90 und bei der Zürcher Kantonalbank Fr. 45.90 jährlich. Nur bei der Berner Kantonalbank und den Raiffeisenbanken fressen die Spesen die Zinsen nicht ganz weg.

Fazit des Tests: Die UBS ist für Kleinanleger mit Abstand die teuerste Bank. Der Grund: Bei der Grossbank kostet jede Kleinigkeit. Anfang Jahr hat die UBS ihre Spesen für die Kontoführung massiv erhöht. Jeder Einzahlungsschein schlägt mit 50 Rappen zu Buche. «Diese Spesen sind nicht einmal kostendeckend», rechtfertigt UBS-Manager Bernd-Michael Prüfer diese Praxis. Mit dieser Gebühr ist die UBS jedoch einsame Spitze: Bei den meisten Konkurrentinnen sind Einzahlungen gratis.

Die UBS hat noch eine weitere Regelung eingeführt: Hat eine Person mehr als 10'000 Franken Erspartes bei der UBS, entfallen praktisch alle Gebühren. Prüfer: «Diese Kunden decken via Vermögen die Kosten der Bankenbeziehung.»

Verärgerte Kunden wandern ab
Tatsächlich spart der Beobachter-Testkunde mit einem grösseren Guthaben 184 Franken. Auch die Credit Suisse und die Post erlassen Gebühren, wenn beim selben Institut Vermögen angelegt ist. Und die Bank Coop erhöht für solche Kunden den Zinssatz des Privatkontos.

«Die Konditionen haben Steuerungseffekt», sagt Prüfer. Die Kunden sollen ihr Erspartes zur UBS bringen, um Gebühren zu sparen. Für die UBS geht die neue Rechnung auf. Laut eigenen Angaben erfüllen heute 85 Prozent der Kunden das 10'000-Franken-Kriterium. Prüfer: «Sicher sind einige abgesprungen. Doch damit haben wir gerechnet.» Offensichtlich sind Kleinkunden bei der grossen Bank unerwünscht.

«Die Arroganz der Grossbanken wollen wir uns nicht leisten», sagt Claudius Bitterli von der Berner Kantonalbank. Für ihn ist es «eine Herausforderung, den Kleinkunden möglichst tiefe Kosten anzubieten». Diese Haltung hat der Berner Kantonalbank einige Neukunden beschert. Bitterli: «Die Leute reagieren empfindlich auf Spesen und Teuerung.»

Auch die Raiffeisenbanken haben von der Gebührenerhöhung der Grossbanken profitiert. In den letzten Jahren verzeichneten sie bei den Privatkonten einen Zuwachs von zehn Prozent. Die Raiffeisenbanken setzen auf Kundennähe – und niedrige Spesen sind dabei wichtige Trumpfkarten. Das schweizerische Bankenjahrbuch schreibt denn auch von «spektakulären Wachstumsraten», von denen Kantonalbanken und Grossbanken nur träumen können.

Die Banken haben es nicht nur auf Spargelder abgesehen. Sie möchten auch, dass die Kunden ihnen den unrentablen Zahlungsverkehr abnehmen. Auch hier ist die UBS Vorreiterin: Wickelt ihr Kunde seine Zahlungen via Internet oder Bancomat ab, kann er Spesen sparen. Im Beobachter-Vergleich sind das 153 Franken. Und die Kunden folgen brav dem Diktat der Grossbank. «Wir haben 80 Prozent Selbstbedienerquote», sagt Bernd-Michael Prüfer. Zahlungen am Schalter gibt es bei der UBS nur noch gegen Extragebühren.

Auch bei vielen anderen Banken kann man Gebühren sparen, wenn man seine Zahlungen via Internet ausführt. Allerdings zeigen sich die meisten Geldinstitute knauserig: Oft machen die Ersparnisse kaum die Telefonkosten wett. Bei der Post spart man etwa 36 Franken Kontoführungskosten. Füllen Online-Kunden einen papierenen Zahlungsauftrag aus, verrechnet die Post drei Franken extra. Auch die Migrosbank bestraft selbstständige Kunden: Als einzige Bank verlangt sie eine Gebühr für Einkäufe mit der EC-Karte.

Kluge Rechner können profitieren
So oder so erschweren die diversen «Sparvarianten» den Vergleich der Angebote. Seit Jahren fordert die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) eine Vereinheitlichung der Gebühren. «Nur so sind direkte Quervergleiche möglich», sagt SKS-Geschäftsführerin Jacqueline Bachmann. Doch die Banken blocken ab. Aufmerksame Kunden kümmern sich deshalb am besten selbst um günstige Gebühren:

  • Beschränken Sie sich nur auf Dienstleistungen, die Sie wirklich brauchen.

  • Vermeiden Sie Schalterbesuche, benutzen Sie die Automaten. Je mehr Arbeit Sie der Bank abnehmen, desto weniger Spesen bezahlen Sie.

  • Lassen Sie nicht unnötig viel Geld auf dem Privatkonto liegen. Andere Konti geben mehr Zins.

  • Achten Sie darauf, dass Sie von Ihrer Bank nicht zu viele Briefe bekommen, denn das Porto bezahlen Sie.

  • Oft sind die monatlichen Kontoauszüge so detailliert, dass Sie auf die übrigen Zahlungsbestätigungen verzichten können.

  • Beziehen Sie als Post-, UBS- oder Credit-Suisse-Kunde kein Geld an bankfremden Automaten – die Spesen sind happig.

  • Zahlen Sie nicht im Lastschriftenverfahren. Die meisten Banken berechnen für jede obligatorische Zahlungsbestätigung Porto.

  • Wechseln Sie die Bank, falls Sie mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zufrieden sind. Kleine regionale Banken bieten oft die besseren Konditionen.


Der Beobachter-Gebührenvergleich zeigt: Wer sein Geld auf die richtige Bank bringt, spart über 200 Franken. So einfach kann Geldverdienen sein.

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