Es war ein reiner Zufallsfund. Die Aktennotiz vom Juni 1961 lag in einem Dossier über «Ausländer/Waffenschieber» im Schweizerischen Bundesarchiv. Sie enthielt eine Meldung des österreichischen Geheimdiensts: Josef Mengele reise vermutlich als «Prof. Dr. Vaclav Horst Hajek» in Süddeutschland und der Schweiz herum.

Mengele hatte als Arzt im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau grausamste medizinische Experimente an Gefangenen durchgeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entkam er nach Südamerika. Er wurde nie gefasst. 

Ich hatte im Schweizerischen Bundesarchiv über Vaclav Horst Hajek recherchiert, einen dubiosen deutschen Sprengstoffexperten. Er lebte in Brasilien, als Mengele dort untertauchte. War er einer seiner Helfer? Hatte er ihm gar seinen Pass überlassen?

«Wen schützen Sie?»

Auf der Suche nach Antworten konsultierte ich im Bundesarchiv Mengeles Staatsschutz-Fiche. Die verwies auf ein gesperrtes Dossier der Bundesanwaltschaft, für das ich ein Gesuch um Einsicht stellte. Für ein Forschungsprojekt ein ganz normales Vorgehen.