Der Skandal um das Psychiatriezentrum Münsingen (PZM) geht in die hoffentlich letzte Runde. Der zuständige Klinikdirektor Thomas Reisch, der drei Fachpersonen aus der sektenähnlichen Kirschblütengemeinschaft beschäftigt hatte und zudem mit einer der Frauen eine private Beziehung pflegt, wird entlassen.
Hintergrund sind die Ergebnisse einer externen Untersuchung, die heute von Verwaltungsratspräsident Jean-Marc Lüthi und Klinik-Direktor Ivo Spicher vorgestellt wurden. Die vier unabhängigen Experten kamen zum Schluss, dass Patienten keinen Schaden erlitten hätten. Sie sehen aber Schwachstellen namentlich in Bezug auf die Klinik für Depression und Angst, der Reisch vorstand.
Die Kirschblütengemeinschaft ist eine psychosektenähnliche Gruppierung, die der 2017 verstorbene Schweizer Psychiater Samuel Widmer 1996 gegründet hatte. Die umstrittene Therapie- und Lebensgemeinschaft heisst nach eigenen Angaben den – verbotenen – Einsatz von halluzinogenen Drogen sowie Tantra-Sexualpraktiken in der Psychotherapie gut. Sie hat sich zudem bis heute nicht wirklich von Widmers Therapieansatz distanziert, der sexuelle Beziehungen zwischen Eltern und Kindern sowie zwischen Patient und Therapeut nicht ausschliesst.
Das Psychiatriezentrum Münsingen will weiterhin an seiner «diskriminierungsfreien Einstellungspraxis» festhalten. Trotzdem sollen keine Anhänger der Kirschblütengemeinschaft mehr angestellt werden. Zudem soll eine externe, anonyme Meldestelle für mögliches Fehlverhalten geschaffen werden.