Wenn einer geht, wie Balz Hosang einer war, dann ist es, als ob die Welt ein Stück kälter geworden wäre. Mit grosser Betroffenheit mussten Redaktion und Verlag erfahren, dass unser ehemaliger Chefredaktor am 5. Mai, kurz nach seinem 70. Geburtstag, zuhause in Winterthur friedlich entschlafen ist. Balz Hosang leitete die Redaktion unserer Zeitschrift vom 1. Mai 2002 bis im Juni 2008 als Chefredaktor. Während drei weiteren Jahren oblag ihm danach die publizistische Gesamtleitung der Beobachter-Produkte.

Als er sein Amt antrat, war die Redaktion in Aufruhr. Die Zeitschrift war zuvor, gemeinsam mit der Weltwoche und den andern Titeln der Jean Frey AG an eine Investorengruppe um Tito Tettamanti verkauft worden. Die Redaktion befürchtete eine politische Kursänderung. Hosangs Vorgänger und eine Reihe von Mitarbeitern kündigten aus Protest gegen die Übernahme. Die Ernennung des ehemaligen TV-Mannes Hosang zum Chefredaktor wurde dann als deutliches Signal aufgenommen, dass der Kurs und die Werte des Beobachters beibehalten würden. Tatsächlich gelang es dem ausgebildeten Historiker, Dokumentarfilmer und Journalisten schnell, die Situation zu beruhigen.

Seine langjährige Erfahrung in leitenden Funktionen bei «Kassensturz», «Rundschau» und «Quer» kam ihm dabei genauso zugute wie seine stets unerschütterliche und im Auftreten doch so bescheidene persönliche Art. Balz Hosang war nicht nur Chefredaktor. Er war auch Vertrauensperson und geschätzter Ansprechpartner für die Mitarbeitenden des ganzen Verlags. Als Journalist kämpfte er für die Sache und das von ihm formulierte Ziel, den Beobachter als «wichtigste und attraktivste publizistische Plattform für den Kampf um Recht und Gerechtigkeit in der Schweiz» zu erhalten.

Wir alle, die mit ihm zusammen und unter seiner Führung diese Aufgabe wahrnehmen durften, behalten ihn als Vorbild in Erinnerung für jemanden, der Integrität und Menschlichkeit im täglichen Umgang hochgehalten hat, auch wenn die Zeiten noch so turbulent waren.

Balz Hosang verkörperte mit seinen Prinzipien und dem Glauben an Recherche, Faktentreue und redaktionelle Unabhängigkeit jenen Qualitätsjournalismus, für den der Beobachter auch unter dem heutigen Dach von Ringier Axel Springer Schweiz nach wie vor einsteht.

Balz Hosang wurde auf eigenen Wunsch im kleinsten Kreise und in aller Stille verabschiedet, seine Asche bei Rheinau in den Rhein gestreut.

Genauso wie seine Frau, seine Tochter und seine Enkelin behalten auch wir ihn in Erinnerung als einen Menschen, der beruflich und privat lebte mit dem Ziel, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Diesem Erbe fühlen wir uns bis heute und auch in Zukunft verpflichtet.

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Dominique Strebel, Chefredaktor
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