Beobachter: Sind Satanisten Spinner oder Kriminelle?
Georg Schmid:
Organisierte Satanisten können beides sein: Sie leben einen kleinen persönlichen Wahn kollektiv aus und erpressen einander häufig mit kriminellen Handlungen. Die Geheimhaltungspflicht dient oft dazu, etwas zu decken, das nicht in Ordnung ist. Anders die unorganisierten Möchtegern-Satanisten: Sie sind oft Jugendliche, die ihre Mitmenschen gerne schocken. Man sollte sie nicht überschätzen.

Beobachter: Delikte wie Tierquälerei, Vergewaltigung, Grabschändung müssen sicher bestraft werden. Was aber ist mit schwarzen Ritualen: Müssen sie verboten werden?
Schmid:
Schwarze Magie und Satanismus sind oft ein Hilfeschrei, besonders von männlichen Jugendlichen. Damit wollen sie sagen: «Die Welt ist scheisse.» Darauf sollten Erwachsene reagieren – vorab Lehrer, Schulpsychologen, Eltern und Verwandte. Man darf die Jugendlichen nicht einfach im Dreck stecken lassen.

Beobachter: Und wie kann man helfen?
Schmid:
Man sollte nicht verurteilen, sondern das Gespräch suchen. Zum Beispiel kann man Einzelne von ihrer Gruppe schrittweise isolieren, ihnen das Positive im Leben aufzeigen oder sie in eine andere Umgebung verpflanzen.

Beobachter: Wie gefährlich ist die braune Ideologie bei Satanisten?
Schmid:
Satanisten haben eine Umkehrmoral: Auf Jesus wird gespuckt, der Teufel wird beweihräuchert. Dazu gehören auch umgekehrte Kreuze, schwarze Kerzen, die Zerstörung von Kunst und Fäkalienriten. Die Botschaft lautet: Die Welt ist in Ordnung, wenn sie auf den Kopf gestellt wird. Grösser ist die Gefahr bei Neuheiden, die braunes Gedankengut mit germanisch-mythischen Ritualen verbinden, oder bei älteren Gruppenmitgliedern. Dort ist neben Aufklärung unter Umständen auch die Polizei gefordert.

Beobachter: Halten Sie den Okkultismus generell für problematisch?
Schmid:
Okkultismus, die Beschäftigung mit dem Geheimnisvollen, bis hin zur Esoterik ist an sich noch nicht gefährlich. Wenn Okkultismus aber gezielt die dunklen Kräfte mobilisiert, gerät er in die Nähe des Satanismus. Deswegen ist bei Grenzgängern wie etwa Akron Vorsicht geboten.