Margaret* und Anne* (Namen geändert) waren beste Freundinnen. Jetzt steht Margarets Urne in Annes Küche. Neben der Tasche mit dem Schmuck, alten Fotos und einem Laptop. Seit einem Jahr wartet Anne darauf, sich in Würde von ihrer Freundin verabschieden zu können. Margaret hatte sich gewünscht, dass ihre Asche dereinst in der Nordsee verstreut wird. Die letzte Reise sollte sie in ihre geliebte Heimat Schottland zurückbringen. Doch Corona verunmöglichte das bislang.

Ihre gemeinsame Geschichte beginnt 1975. Anne reist für einen Sprachaufenthalt nach London, die zehn Jahre jüngere Margaret wird ihre Lehrerin. Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb. Nach dem Kurs hat Anne keine Lust, nach Hause zu fliegen. In Margarets Wohnung gibt es ein freies Zimmer. Das ist der Anfang einer tiefen Freundschaft.

Mit ihr zu diskutieren, erzählt Anne, war stets ein Genuss. Sie sei eine zierliche Frau gewesen mit grossem Herzen. Betrat sie einen Raum, richteten sich alle Augen auf sie. Margaret tanzte und lachte, spielte Gitarre und Tennis. Wie alles endete, bricht Anne das Herz.

Margaret wird am 15. Oktober 1949 im schottischen Harthill geboren. Sie studiert Geschichte und englische Literatur an der Universität Stirling und in London Englisch für Fremdsprachige. Nach einer Spanienreise zieht sie mit Anne in eine Wohnung in Horgen ZH. Es frustriert sie, dass ihre Abschlüsse in der Schweiz kaum Anerkennung finden.