Über 90 Prozent der Erwachsenen leiden im Lauf ihres Lebens einmal oder mehrmals an Rückenschmerzen . In 85 Prozent der Fälle ist das eine Folge mangelnder Bewegung oder falscher Körperhaltung. Wer bis ins hohe Alter aktiv bleibt und sich so variantenreich wie möglich bewegt, stärkt den Rücken und beugt Schmerzen vor.
Zum Thema Rückenschmerzen geistert nach wie vor viel Halbwissen herum. Zeit, einige Irrtümer ein für alle mal aus dem Weg zu räumen:
1. Bei Rückenschmerzen sollte man sich schonen.
Im Gegenteil. Schonung führt zu Muskelabbau und langfristig zu noch mehr Schmerzen. Nur ein Prozent der Rückenpatienten brauchen Schonung, die übrigen 99 Prozent Bewegung . Allerdings sollte man bei akuten Schmerzen mit Krafttraining pausieren und darauf verzichten, Rumpf und Rücken mit Last zu trainieren oder schwere Gewichte zu tragen.
2. Im Büro sitzen führt zu Rückenschmerzen.
Nicht zwingend. Minipausen, richtige Sitzhaltung und kleine, häufige Änderungen der Sitzposition helfen, ebenso Bewegung in der Freizeit.
3. Übergewicht führt zu Rückenschmerzen.
Es kommt aufs Übergewicht an. Leicht Übergewichtige können sogar eine höhere Knochendichte und ein geringeres Osteoporose-Risiko haben. Ein extremer Bierbauch allerdings, der eine Hohlkreuzhaltung bewirkt, ist definitiv schlecht. Negativ wirkt Übergewicht, wenn es zu Bewegungsmangel führt.
4. Wärme hilft.
Wärme, etwa mit Wickeln , hilft nur dann gegen Rückenschmerzen, wenn es sich nicht um entzündliche Vorgänge handelt. Bei diesen ist Kühlen angezeigt.
5. Harte Matratzen sind besser.
Die Matratze sollte dem Körpergewicht angepasst sein. Fordern Sie beim Kauf eine Rückgabefrist von zwei Wochen. Probe schlafen geht nur daheim.
6. Rückenschmerzen kommen mit dem Alter.
Das Risiko eines Bandscheibenvorfalls ist zwischen 30 und 50 Jahren am höchsten. Allerdings steigt im Alter das Risiko von Osteoporose und Arthrose.
7. Bei Problemrücken bewirken Wasserbetten Wunder.
Jein. Das Wasser passt sich eigentlich perfekt an den Körper an und der Druck wird optimal verteilt. Deshalb erstaunt es nicht, dass diese Betten einst für Verletzte konzipiert wurden. Für den Rücken sind Wasserbetten allerdings nur dann eine gute Wahl, wenn man wirklich keine Kosten scheut, denn günstige Wasserbetten, die preislich etwa im gleichen Bereich wie ein herkömmliches Bett liegen, sind oft zu weich. Dadurch sinkt man zu tief ein, die Wirbelsäule hängt durch und man kann sich während des Schlafens kaum mehr bewegen.
8. Hohe Absätze sind schlecht für den Rücken.
Tendenziell leider ja. Denn die Füsse tragen das ganze Körpergewicht. Absätze sollten nicht höher als vier Zentimeter sein. Sind sie höher, «verkürzt» sich mit der Zeit die Wadenmuskulatur, das Becken wird nach vorn gekippt und die Lendenwirbelsäule gerät ins unstabile Hohlkreuz. Frauen sollten daher darauf achten, dass sie hohe Schuhe nur kurze Zeit am Stück tragen. Wer aus beruflichen Gründen High Heels tragen muss, sollte in der Freizeit nach Möglichkeit barfuss gehen oder in der Mittagspause flache Ballerinas tragen.
9. Menschen mit Rückenbeschwerden sollten schwere Einkaufstaschen nicht mehr selbst tragen.
Doch, das sollten sie unbedingt! Einfach ein wenig cleverer: Verteilen Sie Ihre Einkäufe schon an der Kasse auf mehrere Taschen, dann müssen Sie zu Hause nicht so ein schweres Riesending aus dem Kofferraum wuchten. Auch beim Tragen sind zwei leichte Taschen viel klüger als eine schwere.
10. Die Evolution ist schuld an unseren Rückenproblemen.
Dieses Argument gehört genauso ins Reich der Märchen wie das, dass der Mensch gar nicht für den aufrechten Gang geschaffen sei. Der Mensch ist das einzige Säugetier, das seit einer Million Jahre dauernd aufgerichtet auf zwei Beinen geht. Genügend Zeit also, dass sich der menschliche Körper anpassen konnte. Kurz gesagt: Für einen guten aufrechten Gang muss der Körperschwerpunkt senkrecht über der Standfläche liegen. Zwar ist seine Lange individuell unterschiedlich, dennoch ist er bei den meisten Menschen am richtigen Ort: nahe der Wirbelsäule etwas unterhalb des Bauchnabels.
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