Capo spaziert als Erster durchs Haus, die drei Mieterinnen folgen ihrem dicken Kater. Alles ist frisch gestrichen, geplättelt, geputzt, in einer Stunde sollten die Zügelmänner vorfahren.

«Wo ist schon wieder das Bad?», fragt die Erste. «Die zweite Tür links», sagt die Zweite. «Ich bin in der Küche», ruft die Dritte. Sie stellt den Picknickkorb ab und packt das Mittagessen aus. Ihr Blick schweift über den Garten. Da schreit die Erste: «Silvia?» «Ja?» «Das WC ist überlaufen!» «Nicht im Ernst?!»

Zu viert stehen sie um die Schüssel rum, ratlos, der Kater mit nassen Pfoten. «Irgendwo hats sicher eine Nummer des Sanitärs», sagt die Dritte, öffnet den Spiegelschrank, sucht das Kästchen im Badezimmer. «Ah, da ist sie ja. Capo, hau ab!»

Drei Stunden später flucht der Sanitärinstallateur: «Welcher Idiot hat die Reste der Kacheln einfach das WC hinabgespült! Darum ist es verstopft!» Er klaubt spitze Kachelteile heraus, spült das Rohr durch und schraubt den Thron wieder an. «So, meine Damen, das wärs.»

Fehlanzeige. Das wars nicht. Als eine der drei Mieterinnen spült, überläuft das WC erneut. Der herbeigerufene Installateur hatte vergessen, den Dichtungsring einzusetzen. «Schau, da liegt er ja noch», sagt Silvia. Dann schrauben die Frauen zu dritt die Schüssel ab und reparieren das WC gleich selber.

Kalte Abfuhr

Meist dankt man dem Himmel, wenn der Handwerker endlich vorbeischaut. Etwa wenn man in der neuen Wohnung das tonnenschwere Gestell an die Wand schrauben will, beim Bohren dummerweise das Heizungsrohr trifft und die schwarze Brühe den beigen Spannteppich verfärbt.

Manchmal beisst man vor Hilflosigkeit in die Stuhllehne – wie Marianne. Sie hat nur einen Wunsch, als sie das Bad in der Ferienwohnung in den Bergen nach 25 treuen Dienstjahren ersetzen lässt: eine Heizung, die Frotteetücher gleich mitwärmt. Also muss ein Heizkörper her, an dem man Tücher vorwärmen kann, wenn die Temperaturen garstig werden. «Überhaupt kein Problem», versichert der Heizungsinstallateur, «das schaffen wir leicht.»

Als Marianne, Wochen später, ihr neues Bad betritt, ist sie entzückt. Alles prima erneuert, bloss: Die Finger der Heizung strecken sich nicht gegen den Raum, so dass man die Tücher einfädeln könnte, sie zeigen zur Wand. Und zwar so direkt, dass sie die Wand berühren und das Einfädeln eines Tuchs gar nicht mehr möglich ist. «Falsch bestellt», lärmt der Installateur. «Aber nicht von mir», mault Marianne. «Dann montieren wir die Heizung halt wieder ab», gibt der Installateur zurück. Bis Marianne warme Tücher vorfindet, ist der Winter längst vorüber.

Fenster mit zu viel Einblick

Duschen in der Eiseskälte ist das eine. Duschen in der Stadt wie im Freien ist das andere. Im Herbst, als Dario seine neue Wohnung bezieht, versichert ihm die Hausverwaltung: «Alle Fenster werden erneuert.» Gesagt, getan. Kaum ist das Sofa an den richtigen Ort gerückt, heben die Handwerker die Fenster aus den Angeln. Doppelt und dreifach verglast soll die Zukunft sein. Und blickdicht, zumindest das hohe Fenster im Bad.

Während Dario auf dem Sofa friert, werden die neuen Fenster eingesetzt. Im Bad sind es Scheiben aus Milchglas. Und als die Handwerker weg sind, scheint die Welt in Ordnung. Neue Fenster, weniger Lärm. Und im Bad sind keine Vorhänge mehr nötig, alles picobello – bis Dario eines Morgens seine Nachbarin duschen sieht. Das heisst, er sieht sie mit Haut und Haaren, nackt, und nicht bloss verschwommene Umrisse hinter dem Milchglas.

Also haben alle Nachbarn auch ihn, Dario, beim Duschen beobachten können, als wären da gar keine Milchglasscheiben. Die gibt es zwar durchaus. Nur sind sie falsch montiert worden: die blinde Seite nach innen statt nach aussen. Kurze Zeit später macht die Erkenntnis unter den Hausbewohnern die Runde: Alle Bade-zimmerfenster im Block sind falsch montiert – von zuoberst bis zuunterst.

Bald darauf geht Darios Fenster im Badezimmer in die Brüche. Der Glaser wechselt die Scheibe aus – und setzt sie wieder falsch ein. Warum er denn das tue, fragt Dario. Nun, da sämtliche anderen Fensterscheiben falsch montiert seien, könne er den Fehler eben nicht beheben, denn: «Wie sähe das nur aus!»

Wohntraum mit vielen Macken

Reto hat seine Traumwohnung gefunden. Zwei Zimmer mit Aussicht. Ein Lift im Haus, denn Reto ist nicht mehr gut zu Fuss. Schon während des Umbaus hat er sich die Wohnung ausgesucht. Klein, aber sein. Und so freut er sich auf sein Altersdomizil.

Erst nach der Schlüsselübergabe fällt ihm auf, dass in der Küche eine Kachel fehlt. Der Plattenleger ist noch im Haus beschäftigt. Reto ruft ihn und sagt: «Ich glaube, Sie haben hier ein Plättli vergessen!» «Nein, nein», antwortet der Plattenleger, «das ist zu schwierig, das kann ich nicht. Ausserdem ist der Elektriker schon da gewesen. Es sieht doch auch so ganz ordentlich aus.» Und bei dieser Antwort bleibt es.

Als Reto die Türen in der Wohnung schliesst, staunt er: Allesamt sind sie fünf und mehr Zentimeter zu kurz, manche schräg. Bei einer Doppeltür ist der Stift so kurz, dass er nicht im Parkett fixiert werden kann. Der herbeigerufene Schreiner meint: «Ach so, ja – da haben wir uns wohl irgendwie verrechnet.» Die Türen bleiben, wie sie sind. Seither liegt ein flaches Kissen am Boden vor der Schlafzimmertür, wenn Retos Gäste rauchen.

Hausfrau auf den Knien

Isabelles Hausbesitzer ist der Meinung, eine Renovation ihrer Wohnung sei dringend nötig. Also teilt er ihr am Freitag mit, am darauf folgenden Montag kämen als Erste die Elektriker, dann die Schreiner, anschliessend die Maler. Isabelle flüchtet zu Freunden und überlässt den Handwerkern die Wohnung.

Als sie am Abend zurückkommt, sind die Leitungen neu verlegt. Die Steckdosen in der Küche befinden sich jetzt allerdings nicht mehr auf Arbeitshöhe, sondern auf der Höhe der Fussleiste. «Seither muss ich auf allen vieren kriechen, wenn ich die Moulinex anschliessen will. Und weil das Kabel so kurz ist, setze ich mich am besten gleich auf den Küchen-boden», klagt Isabelle.

Dafür sind die Steckdosen im Wohn- und Arbeitszimmer aus unerfindlichen Gründen von der Fussleiste auf Bauchhöhe mitten in die Wand gerückt worden. Die Kabel der Stereoanlage hängen jetzt wie Spaghetti vor dem alten Holztäfer.

«Ach ja», sagt Isabelle, «immerhin konnten wir den alten Parkettboden vor der Renovierwut des Besitzers retten.» Wie das? «Der Schreiner hat sich schlicht geweigert, auf den hundertjährigen Boden ein Laminat zu kleben!»

Rosa? Kommt gar nicht in Frage

Andreas hat dank einer Erbschaft ein altes Haus kaufen können. Für sich und seine Frau und die gemeinsame Tochter. Das Haus wird nach den Wünschen der Besitzer umgebaut.

Als Andreas das frisch gekachelte Bad betritt, fallen ihm die Röhren auf, die auf Kniehöhe aus den Plättli ragen. «Was ist das?», fragt er den Plattenleger. «Das ist der Wasseranschluss!» «Und wie soll ich die Hände waschen? Etwa auf den Knien?» «Der Sanitär hat die Wasserleitungen gezogen, ich habe damit nichts zu tun», rechtfertigt sich der Plattenleger. Tags darauf spitzt er die neuen Plättli von den Wänden – und der Sanitär zieht neue Leitungen.

Die Tochter, gerade in der Rosaphase, wünscht sich ein rosa Schlafzimmer. Der Maler sagt: «Rosa? Ich male kein Zimmer in Rosa!» Andreas in seiner Unschuld hält das für einen Scherz. Doch als er eines Abends das Kinderzimmer betritt, ist dieses weiss gestrichen.

Inzwischen ist auch der Elektriker im Haus gewesen. Grund: Als Andreas im Hausflur den Schalter drückte, ging im Wohnzimmer das Licht an, nicht aber im Korridor. Dafür gab es Licht im Flur, wenn er den Schalter in der Küche drückte.

«Ich dachte, die machen das extra», erzählt Andreas. «Aber als ich die Steinplatten im zweiten Bad sah, wusste ich, dass dem nicht so war.» Die Steinplatten sind an den Rändern verfärbt – wegen der Lagerung. Der Verkäufer behauptet, das müsse so sein. Erst ein juristischer Beistand hilft. Bis die schadhaften Platten ersetzt werden, vergehen trotzdem Monate. Monate, in denen Andreas sich täglich fragt, womit er das verdient habe.

Alptraum in Birnbaum

Die Einbaumöbel werden pünktlich um acht Uhr früh geliefert. Die kleine Küche: ein Traum in furniertem Birnbaum und Chrom, eine Sonderanfertigung. Und dann die neue Dusche. Der Hausbesitzer ist nicht knauserig gewesen. Vergessen die Tage, an denen Andy auswärts essen und bei seinen Nachbarn heiss duschen musste. Andy überlässt seine Wohnung den Handwerkern. Am Mittag, so wird ihm versichert, am Mittag sei der Einbau fertig. Ganz bestimmt.

Als Andy ein paar Stunden darauf in seine Wohnung tritt, fehlt die Tür zur Küche. «Nun ja», sagt der Küchenbauer, «es geht doch wohl auch ohne, oder nicht?» Als Andy in die Küche schaut, weiss er nicht, ob er lachen oder brüllen soll: Die Möbel lassen gerade noch so viel Raum, dass man sich hin- und herbewegen kann. Und die Küchenkästen können nicht vollständig geöffnet werden.

Was ist geschehen? Der Küchenplaner hat den Kniestock vergessen, auf seinem Plan war keine Dachschräge vorgesehen. Dasselbe im Bad. Andy hätte also entweder mitten im Raum – die Handwerker haben auch im Bad die Tür aus den Angeln gehoben – oder in einer Ecke auf den Knien duschen müssen; bei der Planung ist auch hier die Dachschräge vergessen worden.

Die Handwerker können Andys Entrüstung nicht nachvollziehen: «Tun Sie nicht so! Die Küche ist doch ganz hübsch!»

Erst als der Hausbesitzer rechtliche Schritte androht, lenken sie schliesslich ein. Und Andy duscht einen weiteren Monat lang bei den Nachbarn und isst im Restaurant.