Die Schilderungen der Betroffenen gleichen sich fast bis aufs Komma: Sie hätten am Telefon nur zugestimmt, dass ihnen Infomaterial zugeschickt werden dürfe. Die Verkäufer hätten mit dem tiefen Preis von CHF 9.90 geworben. Die Rechnung beläuft sich aber auf 99 Franken – weil der Vertrag für die beiden Schlüsselfundplaketten über zehn Jahre läuft. Eine Frau schildert, sie habe zweimal nachgefragt, ob es wirklich nur «9 Franken 90» koste, was ihr ebenso oft bestätigt worden sei.

Das Schlüsselfundgeschäft hat «Büroklammer» von Eliax übernommen, die im Januar 2009 Konkurs ging. Eliax wurde im Beobachter oft kritisiert; es ging um Verkaufstricks und nicht bezahlte Löhne. Beide Firmen haben dieselbe Adresse in Berg TG – und denselben Eigentümer und Chef: Sascha Chessa. Der weist alle Vorwürfe «entschieden zurück». Allen Kunden werde der Preis «klar mitgeteilt», niemandem werde versprochen, dass nur unverbindlich Informationen zugestellt würden.

Viele Betroffene sehen dies anders. Johannes Keel aus Rebstein SG: «Ich wurde gefragt, ob ich denn den Preis bezahlen könne.» Dies habe er bejaht, als leitender Spitalarzt ist er solvent genug. «Aber ich habe nicht gesagt, dass ich auch bezahlen wolle, denn ich habe bereits von einem anderen Anbieter solche Plaketten und wollte mich einzig über das Angebot informieren.»

Das Gespräch sei aufgezeichnet worden, wurde Keels Reklamation zurückgewiesen. Den Gesprächsinhalt wollte «Büroklammer» aber nicht offenlegen. «Ich werde sicher nicht bezahlen», so Keel. Seine Chancen stehen gut. Dem Beobachter ist kein Fall bekannt, in dem «Büroklammer» ihre Forderung per Betreibung geltend gemacht hat. Mit Grund: Im Betreibungsverfahren müsste «Büroklammer» einen schriftlichen Beweis für den Vertragsabschluss vorlegen können – und einen solchen gibt es nicht.