Schweizer sind Weltmeister beim Einkauf von fair gehandelten Produkten: 112 Millionen Franken gaben sie vergangenes Jahr aus für Esswaren und Blumen mit dem Fairtrade-Gütesiegel von Max Havelaar. Berichte über unmenschliche Arbeitsbedingungen oder Umweltzerstörung durch Plantagenkulturen schrecken viele Konsumenten auf. Entsprechend steigt die Bereitschaft, ökologisch hergestellte und fair gehandelte Produkte zu kaufen, auch wenn man dafür einen leicht höheren Preis bezahlt. Beim Kaffee kostet solche Solidarität etwa drei Rappen mehr pro Tasse.

Auch beim Kauf von Orientteppichen ist fairer Handel ein Verkaufsargument: Rund 40 Prozent der in der Schweiz gehandelten Teppiche wurden letztes Jahr in einem Geschäft gekauft, das mit dem Fairtrade-Label Step zertifiziert ist. Es steht für Richtlinien, die unter anderem Kinderarbeit verbieten. Gemäss den internationalen Standards der Fairtrade Labelling Organizations (FLO) zeichnet sich fairer Handel durch weitere Kriterien wie gerechte Arbeitsbedingungen, langfristige Abnahmeverträge, ökologische Produktionsmethoden, kostendeckende Abnahmepreise und existenzsichernde Löhne aus (siehe Nebenartikel «Labels: Langfristige Verbesserungen anstreben»).

Imagefördernde Wirkung

In der Schweiz haben Pioniere wie die Importorganisation Claro Fair Trade oder die Handelsmarke Gebana in den siebziger Jahren dem gerechten Handel den Weg geebnet. Claro Fair Trade beliefert heute schweizweit rund 600 Läden mit Fairtrade-Waren. Gebana-Produkte sind in Bioläden, Weltläden und Reformhäusern erhältlich.

Auch Grossverteiler wie Migros und Coop haben die imagefördernde Wirkung dieser Waren erkannt. Gerecht gehandelte Produkte sind bei ihnen mit dem Fairtrade-Gütesiegel von Max Havelaar gekennzeichnet. Zudem lässt sich mit dem Gewissen der Konsumenten gut Kasse machen: Migros generierte letztes Jahr mit dem Verkauf von Max-Havelaar-zertifizierten Waren einen Umsatz von knapp 45 Millionen Franken, bei Coop waren es sogar über 50 Millionen.

Doch vom fairen Handel sollen neben den Schweizer Geschäften vor allem der Kaffeebauer in Kolumbien, die Rosenpflückerin in Zimbabwe und der Teppichknüpfer in Nepal profitieren.

Allerdings zahlt sich gerechter Handel nicht für alle Produzenten gleich aus: Am meisten bringt die Solidarität beim Kauf von Kaffee und Bananen; für ein Kilo Bohnenkaffee erhalten kolumbianische Kleinbauern umgerechnet Fr. 3.70. «Das ist mehr als doppelt so viel wie der aktuelle Weltmarktpreis», sagt Max-Havelaar-Sprecherin Caterina Meier-Pfister. Auch die dominikanischen Kleinbauern bekommen mit 50 Rappen für ein Kilo Biobananen etwa doppelt so viel Geld wie beim Verkauf über konventionelle Kanäle. Viel weniger erhalten mexikanische Produzenten für ihren Blütenhonig, nämlich nur noch zehn Prozent mehr als sonst.

Regelmässige Kontrollen

Die Organisation Claro Fair Trade bezahlt ihren Produzenten einen Preis, der über dem ortsüblichen liegt. «Aber diese Leute sind auch dann noch sehr arm», schränkt Gertrud Meyer, Geschäftsleiterin von Claro Fair Trade, ein.

Auch existenzsichernde Löhne zählen zu den Anliegen des fairen Handels. Bei Step bekommen die Teppichknüpferinnen und -knüpfer einen bis zu 20 Prozent höheren Lohn. Wer nach den Max-Havelaar-Richtlinien arbeitet, erhält mindestens den nationalen Mindestlohn. Doch mit diesem kommt man in vielen Ländern nicht weit: «Er ist nicht unbedingt existenzsichernd», sagt Max-Havelaar-Sprecherin Meier-Pfister.

Entscheidend für die Glaubwürdigkeit eines Fairtrade-Labels ist die regelmässige und unabhängige Kontrolle der Produktionsstätten. Max Havelaar überlässt die jährliche Kontrolle den Experten der FLO. Bei Claro Fair Trade gibt es alle zwei Jahre Überprüfungen. Step kontrolliert die Betriebe zwei- bis dreimal im Jahr.

Wenn sich Produzenten nicht an die Richtlinien des fairen Handels halten, werden sie zuerst verwarnt. Die FLO schloss in den letzten elf Jahren über zehn Produzenten aus, weil sie die Finanzen nicht offen legen wollten. Damit garantieren die Organisationen, dass fairer Handel für alle fair ist.

Weitere Infos

Labelübersicht unter www.labelinfo.ch

Fair Trade Fair: Infos zum Symposium und zum Markt am 1. September in Bern unter www.fairtradefair.ch

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