Was vor acht Monaten noch klar den Kauf eines Epiliergeräts bei Coop belegte, ist heute nur noch ein Stück Papier mit kaum lesbarem Aufdruck. Der Kassenbon ist unbrauchbar, die zweijährige Garantie nicht einforderbar.

Die betroffene Kundin Madeleine Laffer aus Basel ist bei weitem nicht die einzige. Zahlreiche Konsumenten ärgern sich, weil Tankbelege und Restaurantquittungen für die Spesenabrechnung, Materialrechnungen für die Steuererklärung oder Garantiescheine unleserlich geworden sind. Der Grund: Das Thermopapier, auf dem die meisten Kaufbestätigungen gedruckt werden, verblasst zu schnell. Kein Wunder: «Thermopapier ist die unstabilste Druckform, die es gibt», erklärt Andrea Giovannini, Restaurator und Experte für Papierkonservierung.

In der Branche ist das Problem bekannt. Kein Hersteller oder Weiterverarbeiter leugnet die geringe Haltbarkeit. Bloss der Kunde weiss nicht, was er wissen sollte: Die Gerbsäure im Lederportemonnaie und der Weichmacher in Plastikmäppchen fördern den chemischen Prozess des Verblassens. Auch dürfen keine Lösungsmittel und aggressiven Chemikalien mit dem Beleg in Verbindung kommen, ebenso wenig Fett und Alkohol. Die Raumtemperatur muss bei 18 bis 25 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit bei maximal 40 bis 60 Prozent gehalten werden.

Dann, und nur dann, verspricht die deutsche Papierfabrik August Koehler AG, Weltmarktführer in der Thermopapierherstellung und bedeutendster Lieferant für den Schweizer Detailhandel, eine Dauerhaftigkeit von fünf Jahren. Andernfalls ist die Schrift innert Monaten oder gar Wochen verschwunden. Daniel Ruf, Produktionsleiter des Kassenrollenherstellers Prontro AG in Egliswil, erhält öfters Anrufe von verzweifelten Leuten, deren Belege weiss geworden sind. «Sie hoffen, dass sich die Schrift mittels eines chemischen Vorgangs wieder reaktivieren lässt», sagt Ruf. Dass dies nicht möglich ist, musste er unlängst auch einem Buchhalter erklären, der sämtliche Belege fein säuberlich mit Leim auf A4-Blätter aufgeklebt hatte.

«Recht auf einwandfreie Quittung»

In der Schweiz sind Belege von Coop, Post, Denner, Interdiscount, Swiss Los, vielen Migros-Filialen, Tankstellen, Detailhandelsgeschäften und unzähligen Restaurants aus Thermopapier. Das Papier erfreut sich seit Anfang der neunziger Jahre wachsender Beliebtheit, die Nachfrage verdoppelt sich in der Schweiz laut Schätzungen jährlich. Da das Papier auf Wärme reagiert und der Schriftzug eingeföhnt wird, sind keine Druckpatronen mehr nötig. Vorteil: Der Druck ist schnell. Nachteil: Die Schrift verblasst. Wie lösen die Geschäfte das Problem? Coop verweist auf die Matrix-Drucker, die bei grösseren Filialen an der Kasse stehen. Der Kunde muss explizit nach einem Ausdruck auf dem länger haltbaren Matrix-Papier verlangen. Bei der Post rät man, den Beleg im Zweifelsfall zu kopieren oder einzuscannen.

«Das ist unbefriedigend auf allen Ebenen», sagt Matthias Nast von der Stiftung für Konsumentenschutz. «Der Kunde hat ein Recht auf eine einwandfreie Kassenquittung.» Die Stiftung für Konsumentenschutz fordert nun in einem Schreiben die Geschäfte auf, «erstens die Kundeninformation zu verbessern und zweitens bei einem Systemwechsel eine kundenfreundlichere Alternative zum Thermopapier auszuwählen».

Uwe Pflüger von der Papierfabrik August Koehler AG geht davon aus, dass Informationen rund ums Thermopapier früher oder später auf allen Belegen aufgedruckt sein werden. Damit bliebe uns zwar der Gang zum Kopiergerät nicht erspart, aber die Tücke wäre benannt – allerdings nur bis der Aufdruck verblasst.