Rentner Hans A. (Name der Redaktion bekannt) hat im Glücksspiel 9000 Franken gewonnen. Leider nur im Traum. Und den hat er nicht mal selber geträumt. Die Hellseherin «Marie de Fortune» hatte diese Vision und bietet ihm nun brieflich ihre Dienste an. Für Fr. 79.95 soll Hans A. ein Horoskop bestellen, inklusive irgendwelcher «Gewinn-Nummern». Damit die 9000 Franken kein Traum bleiben.

Noch nie zuvor hatte Rentner A. Post von einer Hellseherin erhalten. Nun - genauer: seit ein paar Wochen - überschüttet ihn die ganze Wahrsagerzunft mit Briefen. Auch Hellseherin «Angélique» hat sich gemeldet, so wie «Maria Duval», «Madame Tirrot», «Carmen de Callada», «Anthony Carr», «Madame Soleil» und wie abenteuerlich auch immer die Damen und Herren sich nennen.

Über 2500 Briefe hat er in den letzten vier Monaten erhalten - bis zu 60 pro Tag. Nicht nur von Hellsehern. Vor allem sogenannte Gewinnversprechen aus allen Ecken der Welt landeten in seinem Briefkasten: aus den USA, den Niederlanden, aus Australien, Kanada und Taiwan. Zu Hunderterbündeln geschnürt, bewahrt er die ungebetene Post in einer Ecke des Wohnzimmers auf. Noch immer wächst der Berg.

Angefangen hat alles mit einem Brief aus Kansas City: Er, Hans A., habe Glück und könne eine Million Euro gewinnen. Vielleicht waren es auch zwei. Jedenfalls viel Geld. Dazu müsse er nur eine geringe Gebühr einzahlen - was er auch tat. Dann meldete sich eine «Kassenstelle für grössere Geldpreise» aus Miami, die ihm ebenfalls einen Gewinn in Aussicht stellte. Hans A. zahlte abermals die verlangte Gebühr. Dann folgte eine australische Lotteriegesellschaft, auch sie wollte eine Gebühr. Mehrmals machte Hans A. mit, die Gewinne lockten ihn. Und das war sein Fehler. Die Leute aus Kansas City hatten offenbar seine Adresse weiterverkauft. Sie irrlichtert nun über den Erdball als lukrative Handelsware.

Es wäre sinnlos, solch angebliche Gewinne rechtlich einzufordern. Wehren kann man sich nur auf eine Art. Hans A.: «Finger weg von solchem Zeug!»