Letzte Chance für die Jugendzeitschrift «Toaster»: Die Stadt Zürich ist bereit, ihr dieses Jahr noch einmal eine Überlebenshilfe von 250'000 Franken zu gewähren. Dann aber ist Schluss mit der Unterstützung. Nach 29 Jahren muss der «Toaster» für sich selber sorgen.

Und das dürfte schwierig werden: Zeitschriften, die sich mit einem breiten Themenmix an die Jugend wenden, haben derzeit einen schweren Stand. Diese Erfahrung machte auch die «Berner Zeitung», die eigens eine Jugendredaktion auf die Beine stellte, um die wöchentliche Teeniebeilage «4U» zu produzieren.

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Aber schon nach zwei Jahren wurde «4U» wieder eingestellt. Dasselbe Schicksal ereilte Ende letzten Jahres «Ernst», den Jugendbund des «Tages-Anzeigers». Und auch der Ringier-Verlag will von Jugendheften nichts mehr wissen. Er übernahm vor zwei Jahren den einst beliebten «Musenalp-Express», taufte ihn in «MEX» um und peppte ihn auf. Vergebens. Jetzt will Ringier das Blatt wieder loswerden. «Der Markt ist zu klein und dadurch für einen Grossverlag zu wenig interessant und lohnend», sagt «MEX»-Verlagsleiterin Daniela Bahnmüller.

Sowohl «4U» als auch «Ernst» und «MEX» widmeten sich klassischen Jugendthemen wie Musik, Drogen, Liebe, Sex und Beruf. Doch damit lässt sich heute kein Heft mehr verkaufen – das Fernsehen liefert alles frei Haus. Kommt hinzu, dass «die Jugend» eine immer heterogenere Leserschaft wird. Sie unterteilt sich zusehends in verschiedene Szenen und Kulturen. Parallel dazu splittert sich der Zeitschriftenmarkt auf. Die Folge: Die Zahl der Magazine nimmt massiv zu, während die Leserzahlen der einzelnen Publikationen rapid sinken. «Früher gab es in erster Linie Jugendliche, heute gibt es Szenen», bestätigt Daniel Süss vom Institut für Publizistikwissenschaft an der Uni Zürich.

Zwar haben die meisten Szene- und Trendmagazine nur kleine Auflagen, aber kumuliert nehmen sie den bisherigen «Grossen» einen beträchtlichen Anteil der Leser weg. Das bekommt auch die Marktführerin «Bravo» zu spüren. Während die Zeitschrift vor 20 Jahren bis 1,6 Millionen Lesende hatte, sind es heute noch zirka 800'000. Norbert Lalla, während 15 Jahren stellvertretender «Bravo»-Chefredaktor, seufzt: «Wir Generalisten haben schlechte Karten.» Heute leitet Lalla die Monatszeitschrift «Popcorn», die mit ähnlichen Problemen wie «Bravo» kämpft.

Dafür legen Fernsehen und Internet deutlich an Marktanteilen zu. Bei Langeweile schalten 32 Prozent der Jungen den Fernseher an. Aber nur 11 Prozent von ihnen greifen zu einer Zeitschrift. Jugendliche suchen ihre Lieblingsthemen zuerst im Fernsehen, lautet das Fazit einer von Daniel Süss verfassten Medienstudie («Kinder und Jugendliche im sich wandelnden Medienumfeld», erhältlich für 40 Franken beim Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Uni Zürich, sekretariat@ipmz.unizh.ch).

Rückgang der Schülerzeitungen
Das weiss auch Urs-Peter Moos, Präsident des Verbands Schweizer Jugendpresse: «Lesen ist bei den Jungen out», sagt er. Die Schweizer Presse müsse jetzt gemeinsam gegen diese Lesefaulheit antreten. Und: «Die Jugend ist konsumorientierter und oberflächlicher.»

Als Indiz dafür verweist Moos auf den Rückgang der Schülerzeitungen. Vor gut zehn Jahren gab es in der Schweiz noch rund 300 Schülerzeitungen. Jetzt sind es noch 180, wobei diese Abnahme durch einige Internetzeitungen teilweise wieder wettgemacht wurde. Doch während den klassischen Jugendzeitschriften die Leser davonlaufen, finden die neuen Pendlerzeitungen, die jeden Morgen in den grossen Städten gratis verteilt werden, offenbar regen Zuspruch bei den Jungen. «Wir haben langsam ein Abfallproblem», sagt Markus Gerber, Lehrer am Pädagogischen Ausbildungszentrum in Bern. «Bereits Zwölfjährige kommen mit einer Pendlerzeitung unter dem Arm in die Schule.»