Die Hitze ist erdrückend. Auf den Strassen herrscht ein riesiges Durcheinander: Tausende Menschen und Fahrzeuge, die sich durch Hyderabad kämpfen. Hupen, schreien, fahren. Wie ein Kind klebe ich auf der lärmigen Fahrt Richtung Spital am Fenster, gefesselt von der neuen Welt, die an mir vorbeizieht. Musliminnen in schwarzen Burkas, Hindu-Frauen in farbenfrohen Saris. Überall wird irgendwas verkauft. Alle paar Meter ein neuer Geruch. Am Strassenrand spielen Kinder. Ein Mann trinkt gemütlich Tee vor seinem Laden. Und über allem strahlt die orangerote Abendsonne – ein schönes Bild.

Die ersten Eindrücke packen mich und sind doch nicht recht fassbar: zu viel in zu kurzer Zeit. Einige Tage ziehen vorbei, ich bin total fasziniert und gleichzeitig verstehe ich so vieles nicht. Ein riesiges Gefühlschaos. Ich fühle mich wie von einem Nebel umgeben, in dem ich einfach weiterstakse, ohne recht zu wissen, was mich erwartet. Es ist, als wäre ich körperlich angekommen, geistig aber irgendwo zwischen der Schweiz und Indien verlorengegangen.

Wohl der Kulturschock. Alle haben mich davor gewarnt, trotzdem hat er auch mich gepackt. «Geduld», beruhige ich mich, «ich werde mich schon an alles gewöhnen.» Die ersten zwei Wochen sind ermüdend, alltäglichste Dinge kompliziert. Dafür lerne ich viel. Zum Beispiel mit kaltem Wasser unter einem Wasserhahn zu duschen, der sich auf Hüfthöhe befindet. Oder wo ich die besten Früchte zu einem guten Preis kaufen kann. Ich gewöhne mich an die scharfe Küche Hyderabads – nur die Saucen, die fast ausschliesslich aus Chili bestehen, kann ich nicht essen. Ich lerne, von wem ich zuverlässige Informationen bekomme und dass das Indisch-Englisch auch nur Englisch mit heftigem Akzent ist. Kurz gefasst: Ich habe mich ein wenig eingelebt.

Nach und nach ist der Nebel verflogen, und der Boden unter meinen Füssen fühlt sich für den weiteren Weg wieder begehbar an. Es bleibt vieles zu verstehen und zu entdecken, und darauf kann ich mich jetzt richtig freuen. Ich bin glücklich über das, was ich bis jetzt erlebt und gelernt habe. Gespannt sehe ich neuen Erfahrungen in diesem grossen Land mit all seinen Besonderheiten entgegen.