Monika Brunsting: «Die Umstellung ist eine grosse Belastung»
Monika Brunsting, Psychologin und Leiterin des Nordostschweizer Instituts für Lernfragen, rät nur bei nicht ausgeprägter Linkshändigkeit zur Umschulung.
Beobachter: Ist es heute überhaupt noch sinnvoll, linkshändige Kinder auf die rechte Hand umzuschulen?
Monika Brunsting: In Fällen, wo die Linkshändigkeit nicht sehr stark ausgeprägt ist, kann sich ein sanfter Versuch schon lohnen. Bei einer ausgeprägten Linkshändigkeit rate ich allerdings davon ab. Die Umstellung stellt für die Kinder eine grosse Verunsicherung und Belastung dar. Zudem ist und bleibt die rechte Hand die weniger geschickte, was auch längerfristig frustrierend ist.
Beobachter: Weshalb bereitet eigentlich den meisten Linkshänderinnen und Linkshändern das Schreiben so viel Mühe?
Brunsting: Unsere Schrift verläuft von links nach rechts. Linkshänder müssen das Schreibwerkzeug schieben, statt es locker nachzuziehen. Die Lehrerinnen und Lehrer kennen leider nicht immer die Tricks, die den Betroffenen das Schreiben erleichtern würden.
Beobachter: Was raten Sie Eltern, deren Kind weder eine dominante rechte noch linke Hand besitzt?
Brunsting: Die Bevorzugung einer Hand erfolgt im Alter von vier bis fünf Jahren. Eltern sollten genau beobachten, welche Hand ihr Kind bevorzugt. Bei einer ausgeprägten Beidhändigkeit was zu Lernstörungen führen kann empfehle ich, die rechte Hand zu fördern. Im Zweifelsfall ist eine Fachperson, etwa ein Kinder- oder ein Neuropsychologe, beizuziehen.