Ostern: Kein Ei gleicht dem andern
Freiland, Bodenhaltung, Auslauf, Bio: Nicht alle diese Eier stammen von glücklichen Hühnern. Und in Pasta oder Zopf stecken oft Batterieeier. Nicht nur zur Osterzeit.
Veröffentlicht am 6. März 2002 - 00:00 Uhr
Dieses Jahr sind die Farben Hellgrün, Rosa oder Gelb mit Perlmuttglanz der Renner. «Pastellfarben sind Mode», sagt Rudolf Schmid, Geschäftsführer des grössten Eierlieferanten in der Schweiz, der Lüchinger + Schmid AG. Seit Anfang Jahr herrscht Hochbetrieb. 400000 Eier werden täglich gefärbt. «An Ostern verkaufen wir die halbe Jahresmenge», sagt Schmid.
Rund 895 Millionen unverarbeitete Eier essen die Schweizer pro Jahr, das sind 122 Stück pro Person. Tendenz steigend: Viele Konsumenten verzichten nach den diversen Skandalen auf Fleischwaren. Sie weichen auf andere Proteinträger aus: Fisch, Tofu und eben massenhaft Eier. Am liebsten von Schweizer Hennen, denn kein anderes Land hat so strenge Haltungsvorschriften wie die Schweiz.
Jedes zweite Huhn ist frei
Seit 1992 ist die Käfighaltung verboten. Der grösste Teil der Schweizer Hühner lebt heute in Volieren. Die Tiere können sich im Stall am Boden frei bewegen, zwischen mehreren Etagen herumfliegen und sich auf Sitzstangen ausruhen. Das Verbot von Käfigbatterien hat die Eier verteuert, doch die Konsumenten kaufen doch zu 75 Prozent Schweizer Eier, obwohl ein inländisches Ei doppelt so viel kostet wie ein Importei. Wegen der zunehmenden Nachfrage nach Freilandeiern geniessen in der Schweiz über eine Million Hennen Auslauf ins Freie fast die Hälfte des Bestands.
Doch die Begriffe Freiland, Auslauf oder Weide sind gesetzlich nicht geschützt und werden oft missbraucht. «Es gibt Bauern, die ihre Hühner wegen schlechter Witterung das ganze Winterhalbjahr nicht ins Freie lassen», sagt Nadja Brodmann, Geflügelexpertin der Nutztierschutzorganisation Kagfreiland. Sie fordert deshalb, dass der Begriff Freiland ähnlich geschützt wird wie der Begriff Bio. Die Bioverordnung legt nämlich genau fest, welche Bedingungen Bioeier erfüllen müssen.
Batterieeier sind versteckt
Heute sind fünf Prozent der verkauften Eier biologisch produziert. Ein Bioei kostet im Durchschnitt 80 Rappen, 20 Rappen mehr als ein konventionelles. Momentan übersteigt die Nachfrage das Angebot. «Nach dem aktuellen Antibiotikaskandal werden hoffentlich noch mehr Konsumenten auf Bioprodukte setzen», sagt Jennifer Zimmermann, Projektleiterin Ernährung beim WWF Schweiz. «Biobauern müssen nach einem Antibiotikaeinsatz doppelt so lange warten, bis sie die Produkte wieder verkaufen dürfen, und setzen Medikamente entsprechend zurückhaltend ein.»
Anders ist es bei den verarbeiteten Eiern. Die Schweizer essen immer noch jährlich rund 350 Millionen ausländische Eier aus Batteriehaltung versteckt etwa in Teigwaren, Zöpfen oder Glaces. «Rund 25 Prozent des Gesamtkonsums sind Käfigbatterieneier», bestätigt Alois Mettler vom Branchenverband Gallosuisse. Simonetta Sommaruga, Präsidentin der Stiftung Konsumentenschutz, will jetzt Transparenz in den Eiersalat bringen. Künftig sollen Käfigeier in verarbeiteten Produkten deklariert werden müssen: «Die Konsumenten sollen selbst entscheiden dürfen, welche Eier sie essen wollen.»