Eine neue App will helfen, den Lebensstil von Herr und Frau Schweizer zu verbessern – wissenschaftlich fundiert, aber spielerisch verständlich. Mit an Bord bei Virtusan ist auch Daniel Schmutz, der als CEO bei Helsana das Bonuspunkte-System einführte.

Daniel Schmutz, Sie waren lange CEO der Krankenkasse Helsana und sind nun interimistischer CEO des Gesundheits-Start-ups Virtusan. Wie kams dazu?
Daniel Schmutz: Selbst der interessanteste Job wird nach einer gewissen Zeit ein bisschen repetitiv. Ich war zehn Jahre bei Helsana, und es ist so, dass das Gesundheitswesen – oder wie ich zu sagen pflegte – das Krankheitswesen, stark reguliert ist. Mir war aber auch klar, dass ich weiterhin sehr aktiv bleiben möchte, und ich habe nun diverse Mandate im Rahmen eines Portfolios inne. Ich führte auch viele Gespräche, und so lernte ich Wu Li, die Gründerin von Virtusan, kennen. Sie suchte jemanden, der ihre Firma in die nächste Phase führt.

 

Sie haben es angesprochen: Das Gesundheitswesen wird immer mehr zu einem Krankheitswesen, ein Paradigmenwechsel tut not. Hin zu mehr Prävention.
Diese Erkenntnis gibt es schon länger. Was ich hier aber besonders spannend finde, ist, dass wir uns die Tatsache zunutze machen, dass etwa 60 Prozent unserer Gesundheit davon abhängt, wie wir uns verhalten. Das zeigen wissenschaftliche Studien. Wir haben also den grössten Teil selbst in der Hand und machen doch relativ wenig daraus. Bei Virtusan können wir voll darauf fokussieren, die Prävention voranzutreiben.

 

Bei Virtusan können Sie bezüglich Prävention nun aus dem Vollen schöpfen. Im Zentrum steht die gleichnamige Gesundheits-App. Was ist das Besondere daran?
Für mich sind es zwei Aspekte, die mich überzeugen, dass sich Virtusan durchsetzen wird. Das eine sind unsere Wissenschaftler:innen. Die App hat schon in ihrer ersten Version mehr wissenschaftlich fundierten Inhalt als Apps, die schon viel länger auf dem Markt sind. Und der Inhalt ist nicht nur wissenschaftlich hergeleitet und argumentiert, sondern auch direkt von den Forschern vorgetragen. Das ist einzigartig. Mit dabei ist etwa Neurowissenschaftler Andrew Huberman, der mit seinem Youtube-Kanal über eine Million Abonnenten hat.

Portrait Daniel H. Schmutz
Quelle: Valeriano Di Domenico

Was ist der zweite Aspekt?
Virtusan bespielt alle vier Säulen der Gesundheit: mentale Fitness, physische Fitness, Ernährung und Schlaf. Apps, die einzelne Aspekte abhandeln wie etwa zum Thema Krafttraining, Ernährung, Achtsamkeit, gibt es schon viele, aber die vier Bereiche haben ja alle miteinander zu tun. Wir bieten ein ganzheitliches System an, und das differenziert uns von anderen Anbietern. Wir können dem User sagen: Wenn du viel Sport machst, aber schlecht isst und Stress im Job hast, tut es dir insgesamt nicht gut. Oder wenn jemand super achtsam ist, aber dafür keinen Sport treibt und dafür zehn Espressi trinkt.

 

Ist dieses Zusammenspiel der vier Bereiche den meisten klar, oder ist Nachhilfe erforderlich?
Ich habe den Eindruck, dass das Bewusstsein bei vielen Leute da ist. Ich glaube aber, dass man auch dann viele neue Erkenntnisse gewinnen kann, wenn einem das System im Grund schon klar ist. Ich habe das bei mir selber ja auch festgestellt. Und alle, für die es noch neu ist, können wir wohldosiert ans Thema heranführen.

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Virtusan ist eine wissenschaftsbasierte Plattform, die Nutzer:innen dabei hilft, ihre Belastbarkeit und Gesundheit im Alltag sowie im Arbeitsumfeld zu steigern. Virtusan unterstützt durch präventive und therapeutische Lösungen die geistige und körperliche Gesundheit. Eine Gruppe von Professor:innen der besten Universitäten der Welt, von Stanford bis Harvard, befasst sich seit 2017 mit präventiven Gesundheitslösungen für Körper und Geist. Mit Hilfe von digitalen Tools, basierend auf künstlicher Intelligenz, kontinuierlich angepasst an die Bedürfnisse des Einzelnen angepasst.

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Wie kams zur Zusammenarbeit mit den US-Wissenschaftler:innen?
Unsere Gründerin, Li Wu, hat einen wissenschaftlichen Background und hatte diese Vision einer holistischen Gesundheits-App. Das Credo ist: Es braucht einen «Ort der Wahrheit», auf dem das Ganze basiert. Sie hat deshalb diese Zusammenarbeit mit US-Forschern initiiert. Wir haben mit ihnen einen regen Austausch, der andauert, um die App auch ständig weiterzuentwickeln. Es ist wichtig, ein wissenschaftliches Fundament zu haben – auch, um sich vom vielen Halbwissen abzugrenzen, das auf diversen Suchmaschinen zu Gesundheitsthemen herumgeboten wird.

 

Ist wissenschaftlich nicht vielen zu hoch?
Wissenschaftlichkeit ist nur die Basis, vermitteln möchten wir unsere Themen aber allgemein verständlich, heruntergebrochen auf einfache, ganz praktische Dinge, die jeder umsetzen kann. Die Inhalte sind auch nicht oberlehrerhaft. Wir wollen nicht den ärztlichen Mahnfinger heben, sondern wie ein vertrauter Coach einen Anstupser geben.

Portrait Daniel H. Schmutz
Quelle: Valeriano Di Domenico

Die App kombiniert neuste Erkenntnisse aus Neurowissenschaft, Psychotherapie, Schlafforschung sowie Ernährungs- und Bewegungswissenschaft. Was sind das für Erkenntnisse?
Ich kann das vielleicht verlinken mit einem persönlichen Beispiel. So habe ich bis jetzt auf das Thema Ernährung einen nicht allzu grossen Wert gelegt. Ich ass, was mir schmeckte, und achtete einfach darauf, dass es nicht zu viel ist. Die App hat mich nun aber bereits etwas Wichtigeres gelehrt: Ein Aspekt der Ernährungswissenschaft, der gerade an Popularität gewinnt, ist die Hydrierung. Ich habe realisiert, wie wichtig es ist, morgens ein Glas Wasser mit einem Schuss Zitronensaft zu trinken. Weil es den Stoffwechsel in Schwung bringt und auch sehr wichtig ist fürs gute Funktionieren des Gehirns. Solche und ähnliche Aha-Erlebnisse bietet die App zuhauf.

 

Ihr Ziel ist es, die Schweiz gesünder zu machen. Woran krankt unser Land?
Ich glaube, in Sachen Bewegung sind wir in der Schweiz gut unterwegs, viele gehen wandern oder Ski fahren, und auch bei der Ernährung sind wir nicht so schlecht, es gibt sehr wenige Menschen, die wirklich problematisch übergewichtig sind. In den USA oder auch in Mexiko, wo meine Frau herkommt, gibt es ganze Bevölkerungsschichten, die sich nur von Fast Food ernähren. Ich glaube aber, dass Stress in der Schweiz ein Thema ist. Wir sind ein Volk, das viel arbeitet, Burnouts oder andere mentale Erkrankungen nehmen zu. Diese Entwicklung habe ich bei Helsana schon gespürt, und da können wir Gegensteuer geben mit Virtusan.

 

Sie haben sich vorgenommen, die Leute zu einer Änderung ihres Lebensstils zu bewegen. Das ist extrem schwer. Weshalb schaffen Sie es?
Es geht darum, dass User einen Anreiz haben, immer wieder zurückzukommen. Das ist zu Beginn eher einfach gehalten mit einem Avatar, der widerspiegelt, wie es uns geht. Später dann ist es unser Plan, dass man Wearables anschliessen kann wie Schrittzähler oder Blutdruckmesser. Wenn wir zum Beispiel schlecht schlafen oder uns wenig bewegen, sehen wir das dem Avatar an. Weiters finde ich das Schaffen von Communitys sehr wichtig, zum Beispiel mit speziellen Tools für Student:innen zum Thema Lerntechniken oder dem Vermeiden von Lernstress. Wir bieten auch spezifische Angebote für Firmen, um die Gesundheit innerhalb eines Unternehmens zu verbessern.

 

Sie arbeiten auch mit Belohnungen. Braucht es die, um die Lebensstiländerung bei den Leuten zu erreichen?
Nicht alle brauchen einen äusseren Reiz. Aber natürlich kann das ein weiteres motivierendes Element sein. Wir nennen es digitales Dopamin, das zum Beispiel in Form von Abzeichen verabreicht wird, die man erreichen kann. Oder eben mit dem Avatar, der uns anspornt. Gamification ist ein wichtiger Aspekt, aber generell möchten wir das Angebot nicht nur für Jüngere oder Digital Natives attraktiv machen, sondern für alle, auch für Leute in meinem Alter. Das Ziel bei allen ist es, dass die Veränderung fest im Alltag etabliert wird. Da schon nach kurzer Zeit erste Verbesserungen eintreten, motiviert bzw. belohnt sich der User mit der Zeit auch selbst.

 

Die App ist sehr umfassend. Besteht nicht die Gefahr, dass der eine oder andere etwas überfordert ist mit den vielen Möglichkeiten?
Wir haben unsere Informationen portioniert und sogenannte Journeys kreiert, also Reisen, die man absolvieren kann und die nach einem Tag abgeschlossen sind. Sie beinhalten zum Beispiel kurze, dreiminütige Videos, die man gut zwischendurch anschauen kann, etwa während einer Pause bei der Arbeit oder im ÖV.

24.Portrait Daniel H. Schmutz
Quelle: Valeriano Di Domenico

Wie läuft so eine Reise ab?
Nehmen wir das Beispiel Hydrierung. Zunächst kommt eine Einführung, weshalb ausreichend trinken so wichtig für uns ist, was es für den Stoffwechsel bedeutet. Mir hilft so was jeweils sehr, zu verstehen, was im Körper passiert. Ein Teil des Journeys ist dann eben, dass wir mit einem Glas Wasser in den Tag starten. Ein nächstes Häppchen handelt das Thema Trinken rund um eine Mahlzeit ab. Dass es besser wäre, vor und nach dem Essen zu trinken statt währenddessen. Und am Abend dann kommt ein Tipp zu Kamillentee, weil uns der beim Einschlafen hilft.

 

Wie viele dieser Journeys sind möglich?
Die App bietet total 17 Journeys, insgesamt sind es 400 verschiedene Items, die wir auch ständig am Weiterentwickeln sind. Eines ist zum Beispiel der Lichtsensor, der abklärt, ob es in Ihrem Schlafzimmer dunkel genug für wirklich guten Schlaf ist. Oder wir arbeiten an einem Tool zum Thema Intervallfasten. Viele machen es falsch, unser Tool übernimmt das Timing für den User und gibt jeweils grünes Licht fürs Essen. Insgesamt handelt es sich dabei um lauter Werkzeuge, die uns das Leben erleichtern.

 

Die App meldet sich zudem regelmässig beim User. Wie ein Coach.
Virtusan ist zweierlei, sozusagen Bibliothek und Trainer in einem. Information und Motivation. Den Coach-Part übernehmen die Notifications. Meldungen, die der User verteilt über den Tag erhält. Man kann zum Beispiel einstellen, dass man an das Glas Wasser am Morgen erinnert wird – so lange, bis man es verinnerlicht hat. Dass eine Einheit Krafttraining angezeigt wäre. Oder dass wir um 23 Uhr ins Bett sollten. Es ist wie ein Date mit der App.

 

Sie versprechen, die Leute individuell abzuholen. Wie stellen Sie das sicher?
Zum einen, indem wir individuelle Informationen bei User einholen, wie Alter, gesundheitliche Herausforderungen, Körperwerte. Zweitens ist auch der Avatar individuell gestaltet, jeder hat seinen ganz eigenen «Twin» mit seiner ganz persönlichen Sammlung von Abzeichen. Und drittens kann auch jeder die für sich passenden Tools aus unserem reichhaltigen Menü aussuchen.

 

Sie sprachen Ihren Lerneffekt zum Thema Hydrierung an. Wo wollen Sie sich selbst noch verbessern?
Ein Thema, das ich noch nicht so vertiefte, ist der Schlaf. Ich erwache hin und wieder nachts, studiere dann an Sachen rum. Herauszufinden, wie ich wieder besser runterfahren kann abends und nachts durchschlafen, ist etwas vom Nächsten, das ich in Angriff nehmen möchte. Virtusan hat auch beim Schlaf die passenden Hilfestellungen auf Lager.