Im kleinen Raum der Keller Galerie in Zürich, in dem die Ausstellung von Philip Wilhelm stattfindet, hat es noch praktisch keine Leute. Doch Philip Wilhelm wäre auch sonst kaum zu übersehen. Mit seinem Rollkragenpullover, der Bauchtasche, seinen Nasenringen und durch seine kräftige Statur fällt er auf, spricht aber nur zögerlich und zurückhaltend - bis man ihm Fragen zu seiner Kunst stellt.

Zu jedem seiner Gemälde hat er viel zu erzählen. Jede Farbe, jedes Symbol hat eine eigene Bedeutung. Er interessiert sich sehr für Philosophie und überträgt seine Ideen auf seine Bilder. Er erklärt: «Blasse, melancholische Farben stellen die Vergänglichkeit dar. Ein Nusskern im Bild ist zum Beispiel gleichbedeutend mit der Seele.» Er ist fasziniert von Stillleben aus der Barockzeit und erklärt, wie bei den Gemälden aus dieser Zeit der Hintergrund teilweise bis zu fünfzig Mal abgeschliffen wurde, um damit einen ganz speziellen Effekt der Materialien und Farben zu erreichen.

Das Malen gibt Struktur

Doch für Farben, Pinsel und Leinwände kann Philip Wilhelm mit seiner knappen IV-Rente nicht aufkommen. Obwohl er sich das Zubehör für seine Kunst notgedrungen im günstigen Baumarkt besorgt und die Qualitätseinbussen in Kauf nimmt, reicht das Geld nicht immer aus. Deshalb wird er von der Stiftung SOS Beobachter unterstützt. Das Malen gibt den Tagen von Philip Wilhelm eine Struktur. Täglich ist er mit seiner Kunst beschäftigt, und wenn er einmal gerade nicht am Malen ist, dann ist er höchstwahrscheinlich im Training. Denn Philip Wilhelm ist auch noch ein leidenschaftlicher Hammerwerfer – was gut zu seiner eindrücklichen Statur passt.

Philip Wilhelm macht ein besorgtes Gesicht, als er das schlechte Wetter vor der Galerie bemerkt. «Ich habe morgen Training und hoffe, dass es nicht regnet», sagt er. Der Regen lenke ihn ab, und es brauche sehr viel Konzentration und Technik beim Hammerwerfen. Genau wie beim Malen.