Christoph Lehnen kauert sich nieder und blickt gebannt auf die braune Kartonkiste vor ihm. «Da kommt eine», ruft er. Tatsächlich: Aus einer fingerdicken, runden Öffnung krabbelt etwas Gelb-Schwarzes und ist, schwupps, schon in der Luft. Eine Erdhummel auf dem Weg zur Arbeit. Ihr Nest steht in einem Folientunnel voller Erdbeerpflanzen auf dem Bauernhof Räss Wildbeeren in Benken im Zürcher Weinland. Die Hummel fliegt von einer Blüte zur nächsten, sammelt Pollen für den Nachwuchs – und bestäubt nebenbei die Erdbeeren.

So weit, so normal. Doch die Hummeln in Benken fliegen im Dienst der kanadischen Firma Bee Vectoring Technology (BVT). Es geht hier weniger um Bestäuben oder Pollensammeln: Die Insekten arbeiten als Spediteure. Lehnen ist der Entwicklungsverantwortliche von BVT für Europa, Afrika und den Mittleren Osten. Vorsichtig hebt er den Deckel der Kartonkiste. Zum Vorschein kommt eine hellblaue Plastikschale, ihr Boden ist mit einem weissen Pulver bedeckt.

«Das ist unser Geschäftsgeheimnis», sagt der 62-jährige Agronom. Eine Mischung aus Kalziumsilikat, Maisstärke, Trocknungsmittel und aus CR-7. Die Abkürzung hat nichts mit dem Fussballer Cristiano Ronaldo zu tun, sondern steht für die Sporen eines speziellen Stamms des Pilzes Clonostachys rosea.

Zielgenaues Verabreichen

Clonostachys rosea ist weltweit verbreitet. Er lebt auf und in Pflanzen, doch er schadet ihnen nicht – im Gegenteil. «Wenn Clonostachys eine Blüte besiedelt, hält er andere, schädliche Pilze fern», sagt Lehnen. Das will BTV ausnützen. Das Neuartige ist aber nicht der Einsatz eines biologischen Pilzschutzmittels, sondern die Art und Weise, wie es auf die Pflanzen gebracht wird.