Empa: Untersuchung der Emissionen von aktuellen Personenwagen mit konventionellen und direkteingespritzten Benzinmotoren, Dieselmotoren mit und ohne Partikelfilter, sowie Erdgasmotoren.
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ETH Zürich: Erdgasfahrzeuge im Wettbewerb
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Für kühle Rechner und Umweltbewusste müsste die Sache eigentlich klar sein: Ein gasbetriebenes Auto muss her. Denn eine Vollkostenrechnung zeigt, dass im Vergleich zu Benzin- oder Dieselmodellen Gasautos günstiger sind – obwohl ihr Kaufpreis höher ist. So kostet etwa der Fiat Multipla, eines der meistverkauften Gasfahrzeuge in der Schweiz, in der Benzinversion rund 86 Rappen pro Kilometer und als Diesel 88 Rappen. Im Gegensatz dazu schlägt die Gasvariante nur mit 82 bis 84 Rappen zu Buche – je nach Gasart und Höhe der Subventionen. Die Differenz erscheint klein, kann sich aber innert zehn Jahren auf über 5000 Franken summieren.

Wem das nicht genügt, den sollte das Argument Ökologie überzeugen. Weil nämlich Gas im Gegensatz zu flüssigem Benzin oder Diesel im Motor nicht erst verdampft werden muss, verteilt es sich im Brennraum des Motors gleichmässiger und vermischt sich besser mit der zugeführten Luft. Zusätzlich liegt Gas in reinerer Form vor, während Benzin oder Diesel eine Mischung aus verschiedensten Kohlenwasserstoffen ist. Die Folge: Gas verbrennt sauberer und erzeugt weniger Schadstoffe.

Spitzenplätze in der VCS-Wertung

Eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) von 2007 zeigt: Im Vergleich zu Benzin und Diesel verursacht Gas gegen 20 Prozent weniger Kohlendioxid und auch deutlich weniger Stickoxide oder Kohlenwasser-stoffe. So wird die Ozonbildung um bis zu 90 Prozent reduziert, und es entsteht auch kaum Russ oder Staub. Gasfahrzeuge weisen somit eine um rund 50 Prozent bessere Umweltbilanz auf als herkömmlich betriebene Fahrzeuge – nicht umsonst rangieren sie in der VCS-Auto-Umweltliste in fast allen Klassen unter den Top Ten. Bei den Grossraumlimousinen belegen sie sogar die Plätze eins bis sieben.

Trotzdem sind Gasautos in der Schweiz rar. Gerade mal 9000 Personenwagen, die mit Erd- oder Biogas betankt werden, und rund 2000 Autos, die Flüssiggas (LPG, Liquefied Petroleum Gas) benötigen, stehen rund vier Millionen konventionell angetriebenen Fahrzeugen gegenüber − obwohl seit Jahrtausendbeginn riesige Anstrengungen unternommen werden, um den umweltfreundlicheren Treibstoff Gas zu etablieren. Optimisten orakelten noch 2004, dass bis 2010 gegen 60'000 Gasautos auf Schweizer Strassen verkehren werden. Pessimisten gaben sich schon damals mit einer Zielvorgabe von 8000 Fahrzeugen zufrieden.

Einen grossen Startnachteil hatten die Gasfahrzeuge sicherlich wegen des eher dünnen Tankstellennetzes. Im Bereich Erd- und Biogas ist das Handicap mittlerweile aber beseitigt – ausser man wohnt im Goms oder im Engadin; da gibt es weit und breit keine Gastankstelle. Beim Flüssiggas hingegen sieht die Situation noch schlecht aus. Doch das will die Firma Vitogaz nun ändern. Mit einer grossangelegten Initia-tive möchte Antonio Villani, Projektleiter Autogas bei Vitogaz, LPG als Autotreibstoff fördern. Villanis Vision: 110 Tankstellen bis 2012. Wobei als Tankstellen in diesem Fall auch Restaurants mit einem Gasanschluss oder Wohnmobilcenter in Frage kommen. Denn Camper verwenden LPG schon lange als Koch- beziehungsweise Heizgas.

Viele Vorteile: Mit Gas fahren schont Umwelt und Portemonnaie.

Quelle: Vitogaz
Erdgas gegenüber LPG im Vorteil

Für den ökologisch und ökonomisch bewussten Fahrzeugbesitzer stellt sich die Frage, auf welchen Treibstoff er in Zukunft setzen soll. Denn LPG und Erdgas sind in etwa so verschieden wie Benzin und Diesel. Während Erdgas vor allem aus Methan besteht, ist LPG eine Mischung aus verflüssigtem Propan- und Butangas. Für Christian Bach, Leiter der Abteilung für Verbrennungsmotoren bei der Empa, ist die Antwort klar: «Wenn wir uns in Richtung Nachhaltigkeit bewegen wollen, müssen wir uns an erneuerbaren Energieträgern orientieren.» Und da ist Erdgas im Vorteil.

Denn dem Erdgas an der Zapfsäule sind rund 19 Prozent Biogas beigemischt, das aus organischen Abfällen oder Jauche gewonnen wird. Reines Biogas gibt es nur an wenigen Tankstellen im Umkreis der Vergärungsanlagen. Das Potential für einheimisches Biogas wäre beträchtlich: «Rund zehn Prozent der Personenwagen in der Schweiz könnten vollständig auf Biogas umgestellt werden», sagt Bach. Als nichtfossiler Brennstoff ist Biogas CO2-neutral. Die Treibhausgas-Bilanz kann sogar unter null liegen, da das klimaschädliche, beim Verrotten von organischem Material entstehende Methangas nicht in die Atmosphäre entweicht, sondern im Motor zu weniger schädlichem Kohlendioxid und harmlosem Wasser verbrennt.

Reine Erdgasfahrzeuge wären ideal

LPG hingegen fällt als Abfallprodukt bei der Raffinierung von Erdöl an und ist ein vollständig fossiler Energieträger. Zwar ist es vordergründig sogar ein Schweizer Produkt – es entsteht in den Raffinerien in Cressier FR und Collombey VS. Das Rohöl legt aber einen weiten Weg per Öltanker und Pipeline zurück. Und das raffinierte Flüssiggas kommt im Laster zur Tankstelle.

Erdgas ist da unproblematischer. Es stammt zu 70 Prozent aus EU-Ländern und Norwegen und zu 20 Prozent aus Russland. Via Pipeline gelangt das Erdgas in die Schweiz, wo es mit Biogas gemischt und in Röhren zur Tankstelle geleitet wird.

In puncto Feinstaub, Gesundheitsgefährdung und Ozonbildung sind Erdgas und LPG relativ sauber: «Beide Treibstoffe enthalten nur wenige gut brennbare Verbindungen und erzeugen nur wenig Schadstoffe», sagt Motorexperte Bach. Allerdings können nur moderne Autos, die bereits ab Werk auf Gasbetrieb getrimmt wurden, das Potential auch nutzen.

Denn jedes mit Benzin angetriebene Fahrzeug kann auf Gas umgerüstet werden. Das spart zwar Geld beim Tanken, aber ökologisch ideal sind die Autos nicht. Moderne Benziner sind laut Bach sogar besser. Deshalb sollten Hersteller effizientere Erdgasantriebe entwickeln – idealerweise reine Erdgasfahrzeuge. Alle heutigen Modelle sind sogenannte Bi-Fuel-Fahrzeuge: Sie fahren auch mit Benzin – sind also auch im Engadin zu gebrauchen.


Erdgas/Biogas Flüssiggas
Andere BezeichnungenNaturgas, Compressed Natural Gas (CNG)Autogas, Liquefied Petroleum Gas (LPG)
Umrüstung und Kosten für den nachträglichen Einbau einer Gasanlage

Für jedes benzinbetriebene Fahrzeug möglich, Experten empfehlen aber den Kauf eines Erdgasautos. Die Erdgasanlage benötigt einen relativ schweren  Gasdrucktank, der einem Druck von bis zu 240 bar standhält; er wird im Unterboden installiert.

Kosten: je nach Modell zwischen 5500 und 10'000 Franken1)

ahezu jedes benzinbetriebene Fahrzeug lässt sich umrüsten. Der Tank wird entweder anstelle des Reserverades eingebaut oder als Zylinder in den Kofferraum gepackt. Das Reserverad wird durch einen Pannenspray ersetzt. Der Druck im Tank beträgt nur etwa 6 bar.

Kosten: je nach Modell zwischen 3500 und 4000 Franken2)

Mehrpreis Neuwagen mit Gasantriebje nach Modell zwischen
3000 und 6000 Franken3)
je nach Modell zwischen
2500 und 4500 Franken4)
Anzahl Modelle345)10 bis 124)
Anzahl Tankstellen in der SchweizApril 2010: 122
Ziel bis Ende 2010: 1306)
April 2010: 41
Ziel bis Ende 2012: 1104)
Anzahl Fahrzeuge und Tankstellen im europäischen VergleichSchweiz: 9000/122
Deutschland: 80'000/840
Italien: 700'000/weniger als 700
Europa total: 1,1 Millionen6)
Schweiz: 2000/41
Deutschland 350'000/5803
Italien: 2'000'000/22'450
Europa total: 9 Millionen Autos7)
Reichweite in
reinem Gasbetrieb
260 bis 560 Kilometer – aber nur neuere Modelle erreichen 5006)400 bis 600 Kilometer4)
SicherheitErdgas ist leichter als Luft
und weist eine sehr hohe Zündtemperatur auf. Es gilt deshalb als mindestens ebenso sicher wie Benzin. Crashtests verliefen erfolgreich.8)
Flüssiggas ist schwerer als Luft und kann deshalb bei einem Leck eher explosive Gemische bilden.
Die Zündtemperatur ist niedriger als bei Erdgas. Crashtests verliefen erfolgreich.8)

 

Quellen:
1) Garage Wehntal, Steinmaur; 2) Autometer;3) TCS; 4) Vitogaz; 5) www.erdgasfahren.ch; 6) Verband der Schweizerischen Gasindustrie; 7) Europäischer Flüssiggasverband; 8) Empa

Weitere Infos

www.erdgasfahren.ch
www.vitogaz.ch
www.erdgasfahren.ch
www.autoumweltliste.ch

Ecopassenger: «Routenplaner», der Aufschluss über Verbrauch und Abgaswerte bei Reisen mit dem Zug, dem Auto oder dem Flugzeug gibt.