Die Autorin ist dipl. Lebensmittelingenieurin ETH und Fachlehrerin für Ernährung

Ein typisches Bild irgendwo in einer Schweizer Küche an einem beliebigen Morgen: Die Tochter rührt für die Schulreise einen Beutel Eistee mit Wasser an; der Vater entkalkt gerade das Leitungswasser, damit der Kaffee besser schmeckt; die Mutter füllt sich ein Glas Wasser und trinkt es dann langsam Schluck für Schluck – zur Anregung der Verdauung. Danach kocht sie das Wasser ab, mit dem sie den Schoppen für ihr Baby zubereiten will.

Fünf Minuten im Küchenalltag einer Familie, die zeigen: Ohne Wasser läuft nichts. Doch beim Umgang damit gilt es Einiges zu beachten:

• Leitungswasser
Haben Sie sich schon mal überlegt, wie gesund Ihr Leitungswasser ist? Erkundigen Sie sich bei der Wasserversorgung; sie ist zur Auskunft verpflichtet. Trinkwasser ist hierzulande das am strengsten und häufigsten kontrollierte Lebensmittel überhaupt. Enthält das Wasser zum Beispiel zuviel Nitrat, gelangt es nicht in die Leitungen.

Wenn Sie in einem älteren Haus wohnen oder wenn Sie Säuglingsnahrung zubereiten wollen, sollten Sie den Wasserhahn nach einigen Tagen Abwesenheit eine bis drei Minuten laufen lassen. Sobald das Wasser deutlich kühler aus dem Hahn fliesst, ist es frisch, hygienisch und ohne Rückstände aus den Leitungen. Allerdings: Lassen Sie dieses «erste» Wasser nicht einfach ablaufen, sondern nutzen Sie es, um die Blumen zu giessen oder für Reinigungsarbeiten.

Wichtig bei Boilerwasser: Ideal ist eine Temperatur von 55 bis 60 Grad. Heisseres Wasser kann zu Verbrennungen führen, braucht unnötig Energie und lässt die Leitungen stärker verkalken. Weniger warmes Boilerwasser erfüllt die Ansprüche an die Hygiene nicht mehr. Und: Warmes Boilerwasser eignet sich nicht zum Trinken.

Bewahren Sie Wasser bei Zimmertemperatur nicht länger als 24 Stunden auf, sonst leidet die Qualität. Eistee und selbst hergestellte Sodagetränke gehören in den Kühlschrank. Denn der Zucker darin begünstigt das Wachstum von Bakterien und Pilzen.

• Zubereitung von Tee und Kaffee
Der Mineralstoffgehalt beeinflusst den Geschmack des Wassers und hat Auswirkungen auf die Gesundheit. Hartes – also sehr kalkhaltiges – Wasser verfälscht den Geschmack von Tee und Kaffee. Die Aromastoffe entfalten sich in weicherem Wasser deutlich besser, die Farbe des Tees bleibt schöner, und das leidige Entkalken der Kaffeemaschine entfällt.

Ein Wasserkrug mit Aktivkohlefilter reicht völlig, um das Tee- und Kaffeewasser zu entkalken. Eine Wasserentkalkungsanlage fürs ganze Haus empfiehlt sich aus ernährungswissenschaftlicher Sicht weniger, denn Kalk bedeutet viel Kalzium. Und das tut den Knochen gut.

Zählen Sie Schwarztee und Kaffee nicht zu den Getränken, sondern zu den Genussmitteln. Sie kurbeln die Ausscheidung an und entwässern den Körper. Dies gilt auch für Grüntee, der mit höchstens 80 Grad warmem Wasser aufgegossen werden sollte.

• Gemüse und Salat
Waschen Sie Gemüse und Salat in so grossen Stücken wie möglich. Zerkleinern Sie Salatblätter erst nach dem Waschen, denn dabei gehen vor allem die wasserlöslichen Vitamine verloren. Lassen Sie Salat nicht im Wasser liegen – schon gar nicht im Salzwasser. Dadurch kann der Vitamingehalt um die Hälfte abnehmen!

Salzwasser tut auch dem Gemüse nicht gut, wenn es darin gegart wird. Natürlich müssen Bohnen vor dem Gefrieren kurz blanchiert werden. Sonst aber gilt: Dämpfen oder dünsten Sie Gemüse. Am schonendsten geschieht dies in einem Steamer. Weder Aroma- noch Farbstoffe gehen ins Kochwasser über, auch Vitamine und Mineralstoffe bleiben optimal erhalten. Das Gemüse ist zudem fast fettfrei und muss kaum gesalzen werden.

• Mineralwasser
Mögen Sie kohlensäurehaltiges Mineralwasser? Viele Menschen ziehen es dem Leitungswasser vor: Es schmeckt frischer und prickelnder und ist auch länger haltbar als stilles Wasser, da die Kohlensäure das Wachstum von Bakterien und Pilzen hemmt. Allerdings kostet Mineralwasser einiges mehr als Leitungswasser. Gesünder ist es aber meistens nicht: Mehr als die Hälfte der von der Stiftung für Konsumentenschutz getesteten Mineralwasser enthielten nicht mehr Mineralstoffe als Leitungswasser.

Soll Mineralwasser tatsächlich einen Beitrag zur Gesundheit leisten, sollte es viel Kalzium, Magnesium und Fluor enthalten. Auch Sulfat kann zur Förderung der Verdauung erwünscht sein, im Übermass genossen führt es aber zu Durchfall. Ideal ist ein Mineralwasser, das möglichst wenig Natrium und Nitrat enthält. Ernähren Sie sich ausgewogen, sind die zusätzlichen Mineralstoffe aus dem Wasser nicht notwendig. Allerdings: Falls Sie Milch und Milchprodukte schlecht vertragen, empfiehlt es sich, auf möglichst kalziumreiches Wasser auszuweichen. Säuglinge und Nierensteinpatienten sollten nur schwach mineralisiertes Wasser trinken.

Verzichten Sie auf kohlensäurehaltige Getränke, wenn Ihnen ein wichtiges Treffen bevorsteht. Nicht alle Menschen vertragen nämlich das prickelnd und frisch schmeckende Gas problemlos. Blähungen, Aufstossen und andere Verdauungsbeschwerden können die unangenehmen Folgen sein.

• Tägliche Trinkmenge
Trinken Sie mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Tag, an kalten Tagen, bei trockener Luft oder sportlichen Tätigkeiten mehr. Anstelle von Wasser eignen sich auch Früchte- und Kräutertees sowie verdünnte Fruchtsäfte.

Wer zu wenig trinkt, ist gefährdet: Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine niedrige Wasserzufuhr das Risiko für Harnsteine, Dickdarm- und Blasenkrebs sowie Übergewicht erhöhen kann. Und bereits bei einem Wasserverlust von zwei Prozent nimmt die Leistungsfähigkeit ab, und es können Kopfschmerzen auftreten. Trinken Sie bei einem Wassermangel jedoch nicht ganz viel auf einmal, sondern alle zehn Minuten etwa einen Deziliter. So kann der Körper die Flüssigkeit optimal aufnehmen.

Damit Sie genug trinken, können Sie einen Getränkeplan erstellen und Getränke an den Arbeitsplatz mitnehmen. Es gibt eine einfache Kontrollmöglichkeit: Schauen Sie in die Toilette, Ihr Urin sollte möglichst hell und geruchlos sein.

Ausreichendes Trinken kann die Infektanfälligkeit vermindern. Es erstaunt deshalb nicht, dass sich Grippe- und Erkältungsviren bei vielen Menschen besonders in der kalten, trockenen Jahreszeit so ungehindert verbreiten können.