«Ich fahre nicht mit dem Auto zur Arbeit, weil es mir Spass macht. Sondern weil ich nicht anders kann», sagt Ivanka Gorgievska. «Lieber würde ich den Zug nehmen.» Die alleinerziehende Mutter aus Bad Ragaz lebt knapp über dem Existenzminimum. Dreht jeden Rappen zweimal um. Für ihre Arbeit im Coop Pronto in Chur muss sie spätestens um fünf Uhr vor Ort sein. So früh fährt kein Zug. Sie ist aufs Auto angewiesen. 

Umgekehrt ist das Klima darauf angewiesen, dass die schädlichen Emissionen im Verkehr rasch drastisch zurückgehen. 

Armut und Klimaschutz lassen sich nicht unter einen Hut bringen, Klimaschutz ist zu teuer – diese Meinung hält sich hartnäckig. Muss man sich zwischen dem Wohl von Ivanka Gorgievska und jenem des Planeten entscheiden?

Nein, sagt Aline Masé, Leiterin Sozialpolitik bei Caritas Schweiz. «Wirksamer Klimaschutz und Armutsbekämpfung schliessen sich nicht aus, im Gegenteil.» Haushalte mit geringem Einkommen trügen weniger dazu bei, dass sich das Klima erhitze – zugleich belasteten sie die Auswirkungen aber auch stärker. Klimaschutz helfe deshalb den Armen, wenn er richtig ausgestaltet sei. Auch in der Klimastrategie des Bundesrats ist vorgegeben: sozialverträglich muss sie sein.