Im Jahr 2016 machte die Klinik für Herzchirurgie des Universitätsspitals Zürich (USZ) einen Gewinn von rund 16 Millionen Franken. Im Jahr 2017 brach der Gewinn mit rund 5,5 Millionen Franken regelrecht ein. Das zeigt eine USZ-interne tabellarische Aufstellung, die dem Beobachter vorliegt. Der negative Trend setzte sich auch im Jahr 2018 mit einem Gewinn von nur noch gut 3 Millionen fort. Im Jahr 2019 schliesslich schrieb die Klinik rote Zahlen. Das Defizit betrug rund 1 Million Franken. Die Klinik stand in diesem Zeitraum unter der Leitung von Francesco Maisano Fall Maisano Der Professor war nicht einmal Doktor .

Der betriebswirtschaftliche Niedergang betrifft nicht nur die Klinik für Herzchirurgie des USZ, sondern alle mit Herzmedizin befassten Kliniken des Universitätsspitals. Dazu gehören etwa die Kardiologie und die Gefässmedizin (Angiologie). Die kumulierten Gewinne brachen in der Zeit von 2016 bis 2019 um rund 90 Prozent ein, von rund 37 Millionen Franken auf rund 3,5 Millionen Franken.

Besser erging es da dem Zürcher Stadtspital Triemli. Konkrete Zahlen will das Spital, das zum Universitätsspital in Konkurrenz steht, nicht bekannt geben. «Grundsätzlich verlief die Entwicklung in den vergangenen Jahren im Bereich Herzmedizin aber positiv», sagt eine Sprecherin.

Nicht recht zu den betriebswirtschaftlichen Realitäten der USZ-Herzklinik passen will die Einschätzung der Aufsichtskommission für Bildung und Gesundheit (ABG) des Zürcher Kantonsrats. Es sei Francesco Maisano nach seiner Wahl zum Klinikdirektor im Jahr 2014 dank seiner «chirurgischen Fähigkeiten» und seiner «Innovationskraft» in kurzer Zeit gelungen, «die Klinik für Herzchirurgie international in die Topränge zu führen». So steht es in einem Bericht, für den eine Subkommission unter dem Vorsitz der FDP-Kantonsrätin Arianne Moser verantwortlich zeichnet. Der ABG-Bericht sollte Licht in eine Serie von Skandalen bringen, die in der Vergangenheit mehrere Kliniken des Universitätsspitals erschüttert hatten. Am kommenden Montag wird dieser Bericht im Zürcher Kantonsrat diskutiert.

Arianne Moser liess eine Bitte um Stellungnahme des Beobachters unbeantwortet. Das Universitätsspital sagt, es sei zwar tatsächlich zu einem Gewinnrückgang gekommen. Dieser sei aber kleiner als 90 Prozent. Weitere Fragen wollte das USZ nicht beantworten: «Die Fragen beziehen sich auf die Vergangenheit. Wir sehen weder Veranlassung noch Sinn darin, uns heute dazu zu äussern. Unsere Anstrengungen gelten der Gegenwart und der Zukunft», so ein Sprecher. Auch Francesco Maisano wollte zur Entwicklung der Gewinnsituation keine Stellung nehmen.

Im März haben sich sowohl die Universität Zürich als auch das Zürcher Universitätsspital von Francesco Maisano getrennt. Gutachten der Universität waren zum Schluss gekommen, Maisano habe wissenschaftliche Studien geschönt und bestehende Interessensbindungen nicht korrekt ausgewiesen. 

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