Seit diesem Jahr erhalten Firmen die so genannte Unternehmens-Identifikationsnummer (UID), welche zahlreiche Kennziffern wie zum Beispiel die Mehrwertsteuer- oder Handelsregisternummer ablöst. Sämtliche UID-Nummern werden gratis in das UID-Register eingetragen, das vom Bundesamt für Statistik (BFS) auf www.uid.admin.ch betrieben wird.

Aus dieser Umstellung versuchen nun gewiefte Abzocker Profit zu schlagen. Mehrere Unternehmer, die sich beim Beobachter meldeten, erhielten Mitte August ein Schreiben des «Schweizer Zentralregisters der Unternehmens-Identifikationsnummer» für den Eintrag in das Internetregister www.uid-register.ch. Im Schreiben ist eine Faxnummer mit Berner Vorwahl aufgeführt. Die E-Mail-Adresse lautet auf admin@chuid.ch. Zudem ist dem Schreiben der offizielle Brief der Eidgenössischen Steuerverwaltung beigelegt, der über den Wechsel der Mehrwertsteuernummer zur Unternehmens-Identifikationsnummer informiert. Alles zusammen erweckt den Eindruck, bei www.uid-register.ch handle es sich um das offizielle UID-Register des BFS. Wer das Schreiben nicht sehr genau liest, tappt in die Falle und zahlt die Rechnung von 55 Franken auf ein Konto bei der Postfinance ein.

Das Schreiben des Schweizer Zentralregisters ist irreführend. Wer dieses verfasst und verschickt hat, macht sich wegen Betrugs oder unlauteren Wettbewerbs strafbar. Recherchen haben ergeben, dass die Faxnummer auf einen Reto Hartmann in Glattbrugg lautet, der Kunde bei Cablecom ist. Und von einem Sandro Müller in Bern wird die Domain des Internet-Registers gehalten. Ob Hartmann und Müller tatsächlich die Täter sind oder ob ihre Namen missbraucht wurden, ist nicht klar. Die Betreiber des Registers haben die Fragen des Beobachters nicht beantwortet.

Die Firma Cyon GmbH aus Basel, welche das Hosting für das Internetregister betreibt, sieht keinen Handlungsbedarf, da «auf der Website nirgends vorgetäuscht wird, es handle sich um ein Angebot des Bundes», sagt Sprecher Philipp Zeder. Die Postfinance gibt keine Auskunft zum Kontoinhaber und sagt auch nicht, ob sie die Geschäftsbeziehung zu ihm überprüfen wird. Anders Eric Zeller von Cablecom: «Wir werden den Betreffenden kontaktieren und ihn ultimativ auffordern, die betrügerischen Machenschaften einzustellen».

Und was unternimmt der Bund? Das Bundesamt für Statistik und die Eidgenössische Steuerverwaltung warnen je in einer Medienmitteilung vor dem privaten UID-Register. Zudem hat das BFS den Anbieter schriftlich aufgefordert, Dienstleistungen und Handlungen innert zehn Tagen komplett einzustellen, sprich die Website zu schliessen sowie keine Schreiben mehr zu verschicken. Andernfalls werde das BFS rechtliche Schritte einleiten.