Die alten Kultplätze wurden, so wird vermutet, von den Menschen der Bronzezeit übernommen und von den Kelten in ihr Weltbild eingepasst und weitergenutzt. Römer und Alemannen erstellten später an denselben Standorten ihre Tempel, die Christen Kirchen und Kapellen.

Die Kraftort-Expertin Blanche Merz hat eine etwas abenteuerliche Theorie aufgestellt: An diesen Orten wirke eine «tellurische Kraft», war die Bestsellerautorin überzeugt. Sie schrieb, dass überall, wo Kelten siedelten, die «Bioenergie» höher sei als anderswo. Folgt man ihren Gedanken, kommt man zum Schluss, dass die Druiden, eigentliche Naturmystiker und Schamanen, schon wussten, wo man am besten wohnt.

Die Kelten sahen die Natur als Teil einer Einheit und verehrten das Göttliche in heiligen Bereichen oder Landschaften. Sie stellten Menhire auf, was im Keltischen «langer Stein» bedeutet. Die hochkant aufgestellten Steine dienten wohl kultischen Zwecken. Ihre Lage war nicht zufällig: Die Steinreihen in Falera GR haben eine kalendarische Funktion. Ein klassischer Steinkreis besteht aus vier Hauptsteinen, die die Himmelsrichtungen anzeigen, und einigen kleineren Steinen, um den Kreis zu schliessen.

Phantasiebegabte Kraftort-Anhänger glauben, dass solche Menhire wie Antennen wirken. Ein grosser Menhir könne sensationelle 18'000 «Bovis-Einheiten» ausstrahlen. Sich an einen Menhir anzulehnen soll den schlaffen Besucher energetisch aufladen. Pech allerdings, wenn der Stein nicht mehr am ursprünglichen Standort steht: Er verliert dann alle Wirkung.

Prähistorische Steinkreise wurden überall in Europa gefunden, auch in der Schweiz. Die bronzezeitliche steinerne Kultstätte im bündnerischen Falera und die mittelsteinzeitliche am Neuenburgersee bei Yverdon können zwar nicht mit Stonehenge mithalten. Doch eindrücklich sind sie allemal.

Steine und Gräber: Zeugen der Frühgeschichte der Schweiz

 

  • Menhire von Clendy VD: Die Bewohner der Uferdörfer am Neuenburgersee haben die erratischen, teilweise tonnenschweren Steinblöcke vor 5000 Jahren auf einen gemeinsamen Platz geschleppt, sie leicht bearbeitet und ihnen teilweise menschliche Züge verliehen. Die Findlinge sind in zwei gleichlaufenden Reihen sowie einer halbkreisförmigen Gruppierung aufgestellt – einer Anordnung, die vermutlich religiösen Vorstellungen folgte. www.yverdonlesbainsregion.ch/de
  • Falera GR: Über 30 geometrisch angeordnete Menhire, Megalithen und Schalensteine machen die prähistorische Kultstätte am Eingang des Bündner Dorfs Falera zur bedeutendsten ihrer Art in der Schweiz. Die zwischen 1600 und 1200 vor Christus aufgestellten Steine dienten offenbar als Kalender und zeigen noch heute die Sommer- und Wintersonnenwende an. www.parclamutta.falera.net
  • Mont Vully FR: Der Hügel am Murtensee war ein keltisches Oppidum (Fluchtburg) und ein vielfältiger Kultplatz, unter anderem mit einem von Sagen umrankten «Drehstein». Heute zu besichtigen ist der originalgetreue Wiederaufbau eines Teils der Mauer vom Westtor des keltischen Oppidums. www.provistiliaco.ch
  • Mettmenstetten ZH: Rund um den Ort Mettmenstetten im Knonaueramt finden sich mehrere jungsteinzeitliche Steinsetzungen, Menhir- und Megalithreihen sowie Lochsteine. Sehenswert ist die Steinreihe im Wäldchen Eig: Sie besteht aus acht guterhaltenen Menhiren. www.erratiker.ch (Suchbegriff: «Stonehenge im Säuliamt»)
  • Kirchlein und Eremitenklause in Flüeli-Ranft OW: Der Wohn- und Wirkungsort des Niklaus von Flüe, Landespatron und Friedensstifter, ist ein malerischer Weiler. Der Ranftschlucht, durch die die Melchaa fliesst, bescheinigte Kraftort-Autorin Blanche Merz eine «gute energetische Ausstrahlung». In der Klause selber seien die hohen Energien leider verschwunden – wegen der zahlreichen Besucher.