Irene Fischer fühlte sich sattelfest, als sie letzten Herbst zum Zulassungstest für die eidgenössische Treuhänderprüfung antrat. «Doch beim Modul Personaladministration drehte es mir fast den Magen um. Ich habe noch nie so viele leere Blätter abgegeben.» Der Grund: Was geprüft wurde, hatte mit dem Schulstoff wenig zu tun.

Entsprechend war das Resultat: Nur 88 von 231 Kandidaten schafften den geforderten Vierer-Durchschnitt - 62 Prozent fielen durch. Es wäre noch schlimmer gekommen, hätte die Prüfungskommission nicht ein Auge zugedrückt: Im Stolperfach Personaladministration - eines von drei Fächern für die Zulassung - gab es schon für 26 von 45 möglichen Punkten eine Sechs.

600 Franken sind dahin



Thomas Bienz, Präsident der Prüfungskommission, verweist entschuldigend auf die «erstmalige Durchführung der Zulassungsprüfung». Verantwortlich für das schwache Ergebnis seien «unterschiedliche Erwartungshaltungen» auf Seiten der Kandidaten, der Schulen und der Prüfungskommission gewesen. Und: «Die Lehrgangsanbieter können den Unterricht frei gestalten, darauf hat die Prüfungskommission keinen Einfluss.»

Die Schulen wollen den schwarzen Peter auch nicht: Bei einer Aussprache mit der Prüfungskommission reklamierten sie, man habe sie falsch instruiert. Vom Antrag, jenen Kandidatinnen und Kandidaten die Prüfungsgebühr zu erlassen, die den Test wiederholen müssen, wollte die Trägerorganisation der Treuhänderprüfung nichts wissen: Die 600 Franken pro Prüfling werden ungeniert nochmals kassiert. Irene Fischer ist enttäuscht: «Die Schuld liegt doch nicht bei uns.»