So wurde im 19. Jahrhundert variantenreich argumentiert, Frauen seien geistig und wesensmässig unfähig zu unterrichten, oder höchstens auf anspruchslosen Stufen (siehe Artikel zum Thema «Denkzettel Nr. 6»). Dahinter steckten klar finanzielle Interessen. Die Lehrer fürchteten, die Frauen würden die Löhne drücken und Männer verdrängen, die doch Familien zu ernähren hätten.

Besonders perfid war das Lehrerinnenzölibat. Es verlangte für Lehrerinnen die Ehelosigkeit, weil sie unmöglich Gattin, Mutter und Lehrerin gleichzeitig sein könnten. In einigen Kantonen wurde das Berufsverbot gesetzlich verankert. Lehrerinnen, die sich verheiraten, haben vor dem Abschluss der Ehe zurückzutreten», entschied 1911 auch das Zürcher Kantonsparlament. Hier scheiterte der Berufsausschluss dann zwar an der Urne. Aber verheiratete Lehrerinnen blieben grossem Druck ausgesetzt: Bis 1945 wurde bei Lehrerüberhang das «Doppelverdienertum» angeprangert und selbstredend erwartet, dass die Frauen den Beruf aufgeben.

Heute tritt die Geschlechterfrage in anderem Gewand auf: Da 79 Prozent der Lehrkräfte weiblich sind, wird beklagt, die Primarschule werde feminisiert und den Buben fehlten die männlichen Vorbilder.