Wer nämlich mit «h» schreibt, ist dämlich. Solche Eselsbrücken mögen im Einzelfall hilfreich sein. Für Legastheniker sind sie jedoch vor allem eines: verletzend. Denn ihre Lese- und Rechtschreibschwäche hat mit Dummheit nichts zu tun.

Fünf bis zehn Prozent der Schulkinder sind von Legasthenie betroffen. Die Ursache ist weitgehend unbekannt. Therapien können helfen, sind aber oft mühsam und langwierig.

Entsprechend gefragt sind Lerninstrumente wie der von der ETH Zürich entwickelte Dybuster. Das Computerprogramm setzt auf «multimodales Lernen»: Schrift, Farben, Formen und Töne. Es basiert auf der Erkenntnis, dass Legastheniker mit der Monotonie von schwarzen Symbolen wenig anfangen können.

Eine erste Studie mit 80 Kindern hat der Lernsoftware gute Noten ausgestellt: Bei täglichem Training von 15 bis 20 Minuten erzielten die Kinder eine bis zu 35 Prozent bessere Rechtschreibeleistung. Nun wird Dybuster einem weiteren Alltagstest unterzogen. Ein Jahr lang wird an der Schule Stäfa ZH damit gearbeitet, um zu sehen, wie effektiv der Einsatz in der integrativen Förderung (IF) ist. 89 Kinder machen mit, von der 2. bis zur 4. Klasse.

Therapieform abgeschafft

Der Hintergrund: Mit Einführung des neuen Zürcher Volksschulgesetzes wurde die gesonderte Legasthenie-Therapie abgeschafft. Betroffene Kinder werden neu im Sinne einer ganzheitlichen Förderung im Rahmen des IF-Unterrichts unterstützt. «Unter diesen neuen Bedingungen stellte ich mir als Heilpädagogin die Frage nach geeigneten Fördermitteln, die ergänzend und in Kooperation mit den Eltern eingesetzt werden können», sagt Judith Frei von der Schule Stäfa. So sei die Idee entstanden, Dybuster einzusetzen. «Ich bin sehr neugierig auf die Ergebnisse.»