Kinderschutz lässt Bergbahnen kalt
Der Seilbahnverband will keine Empfehlung für eine Kindersicherung abgeben, obwohl 2008 elf Kinder aus einem Sessellift stürzten.
Veröffentlicht am 2. März 2010 - 09:07 Uhr
In Alt St. Johann SG stürzte Ende Februar ein sechsjähriges Mädchen von einer Sesselbahn 14 Meter in die Tiefe. Wie durch ein Wunder blieb es heil. Es hatte sich beim Einsteigen nicht richtig setzen können. Drei Kinder, die mit hochfuhren, konnten es 300 Meter halten, dann verliess sie die Kraft.
Der Sturz aus einem Sessel gehört zu den häufigsten Unfallursachen bei Sesselliften. 2008 traf 21 Personen dieses Schicksal, darunter elf Kinder.
Das müsste nicht sein. In Frankreich haben die Bahnen im grenznahen Courchevel ein System namens «Magnéstick» im Einsatz. Die Kinder tragen eine Weste, in der ein Magnet eingebaut ist, der sie während der Fahrt an den Sessel klebt. «Das System funktioniert einwandfrei», sagt Yves Chedal von der Société des trois vallées.
In Scuol GR, wo vor zwei Jahren ein Kind von einem Sessel fiel, haben die Bergbahnen reagiert – und eine Kindersicherung eingebaut, bei der ein Plastikkeil beim Schliessen des Bügels zwischen die Beine zu liegen kommt. «Wir investieren insgesamt rund 90'000 Franken in die Sicherheit der Kinder. Aber das System bewährt sich», sagt Egon Scheiwiller von den Bergbahnen Motta Naluns.
Die Begeisterung der Bergbahnbetreiber ist noch nicht bis zum Seilbahnverband durchgedrungen. «Wir geben zum Thema Kindersicherung keine Empfehlung ab. Die Systeme sind noch nicht ausgereift», sagt Vizepräsident Christen Baumann.