Rund 19'000 Männer und 72 Frauen absolvieren in den Sommerrekrutenschulen auf 35 Waffenplätzen in der ganzen Schweiz ihre militärische Grundausbildung. In der Frühlings-RS war ein Fünftel der rund 10'000 Rekruten ohne Stelle. 1000 von ihnen baten schon zu Beginn der RS um Hilfe bei der Jobsuche. Rund 700 konnten nach der RS mit einem Arbeitsvertrag in der Tasche abtreten.

«Die notwendige Zeit für die Stellensuche ist den Rekruten zur Verfügung zu stellen», heisst es in einer Weisung des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Wie viel Zeit das genau ist, kann auch Beat Brändli von der Untergruppe Ausbildung beim Heer nicht sagen: «Das liegt im Ermessensspielraum des jeweiligen Schulkommandanten. Wichtig ist die Verhältnismässigkeit.» Doch wenn sich ein Rekrut zweimal pro Woche vorstellen gehe, findet das Brändli schon zu viel.

Mitunter hilft der Schulsekretär
Eines haben alle Waffenplätze in der Schweiz gemeinsam: Uberall sind so genannte Self-Information-Terminals installiert, die direkt mit der Stellenbörse der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) verbunden sind. Dort können die Rekruten rund um die Uhr Stellenanzeigen studieren und sich auf diese melden.

Für Brändli liegt der Vorteil dieser Terminals darin, dass sie während 24 Stunden anonym genützt werden können. Die mündliche oder schriftliche Bewerbung muss aber in der Freizeit erledigt werden. Doch auch hier gibt es Hilfe: Urs Bätscher, Schulsekretär der Transporttruppen Wangen an der Aare, tippt auf seinem Computer auf Wunsch sogar die Bewerbungsbriefe für die Rekruten. «Allerdings», so Bätscher, «ist das in den letzten drei Jahren erst ein paar Mal vorgekommen.»

In Thun ist ein solcher «Service» nicht möglich, da die Schule computermässig unterdotiert ist. Dafür gibts genügend Schreibmaschinen.

Liegt eine Einladung für ein Vorstellungsgespräch vor, kann ein Gesuch für persönlichen Urlaub gestellt werden – dem wird in den allermeisten Fällen auch entsprochen.

Warnung an Blaumacher
Adjudant Unteroffizier Jules Wyss, Schuladministrator der Panzerschule 22/222 in Thun, verlangt nach einem Vorstellungsgespräch die Unterschrift des Personalverantwortlichen – zur Bestätigung, dass der beurlaubte Rekrut auch wirklich dort gewesen ist und nicht einfach blaugemacht hat. «Wir halten die Rekruten auch an, die Vorstellungstermine auf Randstunden zu legen, etwa am Montagmorgen oder Freitagnachmittag», sagt Wyss.

Für Othmar Reichlin, Schulsekretär der Infanterie-RS 2/206 Reppischtal, ist die Unterschrift des Personalchefs dagegen nicht zwingend: «Aber wenn sich ein Rekrut die ganze Zeit vorstellen geht, dann werde ich schon misstrauisch.»

Klappt es während der RS nicht mit einem Job, werden die arbeitslosen Ex-Rekruten an ein Arbeitsvermittlungszentrum in der Nähe ihres Wohnorts verwiesen, das sich dann um die Probleme des Stellensuchenden kümmert.