Das Gebäude ist nicht zu übersehen: himmelblaues Schrägdach, lindengrüne Glasverkleidung, eine Messingtür, die zum Lift eines Viersternehotels gehören könnte. Selbst Wochen nach der Inbetriebnahme rätseln einige Passanten noch über den Zweck dieses Baus. Handelt es sich um eine esoterische Gesundungszelle? Um den Beichtraum einer neuen Sekte? Auf zwei Meter Höhe ist die Lösung des Rätsels zu lesen: «Züri-WC».

Der Eintritt kostet einen Franken. Der ganze Bau kostete die Stadt 350000 Mal mehr.

Das Klo am Zürcher Albisriederplatz ist warm. Im Granitboden ist eine Heizung integriert. Das Klo bleibt sauber: Nach jeder Benutzung werden Schüssel, Lavabo und Boden mit Hochdruck desinfiziert. Das Klo ist sicher: Sobald sich zwei Menschen im Raum befinden, verweigert die Tür die Schliessung. Wer sich hier niederlässt, sitzt unbestritten auf dem Thron.

Alfred Fröhlich ist oberster WC-Hüter der Stadt. Öffentliche Toiletten, klagt er, seien lange Zeit «als Schlafstelle, als Drogenhöhle missbraucht» worden. Im Zuge von Sparmassnahmen habe man deswegen die ursprünglichen 140 Örtchen auf 93 reduziert. Heute sei man wieder «am Aufrüsten» – im Sinne eines gesamtstädtischen Konzepts. Demnach vereinheitlicht Zürich das Design seiner Kleinbauten. Darunter auch jenes der Bootshäuschen, der Sitzbänke, der Kioske.

Die Zeit der Grossbauten scheint tatsächlich vobei. Zürich plante, seinen Hauptbahnhof zu überbauen (Grundfläche: 40000 Quadratmeter): ein Fiasko. Unter der Limmat war ein Parkhaus projektiert. Fiasko. In Zürich hätte die Olympiade stattfinden sollen. Fiasko. Die Stadt ist im grossen Ganzen gebaut. Was bleibt, sind Zwischenräume – für Kleinbauten.

Fragt sich, zu welchem Preis. Selbstreinigende Toiletten sind auch in Basel, Biel, Samnaun, Erlenbach und Genf zu finden – für nur wenig mehr als die Hälfte der Kosten. In Zürich, scheint es, stand die Erlebnisgastronomie Pate für das Entsorgungserlebnis.

Fabia Vetterli, Anwohnerin, betreut in der Nähe einen Marronistand. «Kaum ein Passant, der an dieser Toilette ohne Spott vorbeigeht», sagt sie. Für Menschen an Krücken sei der nassgespülte Boden ein Horror, und nachts mache einen das grelle Innenlicht beim Verlassen halb blind. «Für Alkis ist der Eintritt sowieso viel zu teuer. Müssen wir das Geld denn wirklich auf diese Art verschleudern?»

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