Anfang Jahr feierte die Wikimedia Foundation das 20-jährige Bestehen von Wikipedia. Jetzt hat die Träger-Organisation des Online-Lexikons vor dem Thurgauer Obergericht eine Niederlage erlitten.

Wikimedia muss «persönlichkeitsverletzende Aussagen» über den umstrittenen Tierschützer Erwin Kessler löschen. Nach dem Urteil darf Wikipedia Kessler auch nicht weiter unter «Personen des Antisemitismus» führen.

«Das Urteil zeigt, dass man sich wehren kann, auch wenn die Verantwortlichen in San Francisco sitzen», sagt Kessler. Ob Wikimedia das Urteil ans Bundesgericht weiterzieht, ist noch offen.

Auch in Deutschland kam es kürzlich vor dem Landgericht Koblenz zu einem Urteil gegen einen Wikipedia-Autor, der einen isländischen Komponisten als Verschwörungstheoretiker bezeichnete.

Laut Digital-Anwalt Martin Steiger werden diese Urteile nun weitere Personen ermutigen, den Rechtsweg gegen Wikipedia zu beschreiten. Viele, die in einem Eintrag des Online-Lexikons auftauchen, fühlten sich aufgrund einer einseitigen Darstellung verunglimpft, sagt Steiger. Ein Problem sei, dass sich Wikipedia fast ausschliesslich auf Sekundärquellen stütze und damit die Gefahr bestehe, dass mögliche Fehler übernommen werden. «Umgekehrt übernehmen viele Medien unkritisch Angaben aus Wikipedia, womit sich der Kreis schliesst.»

Andreas Mäckler, Herausgeber des «Schwarzbuchs Wikipedia» und Kenner der rechten Szene, geht davon aus, dass aus dieser Szene weitere Prozesse gegen Wikimedia angestrengt werden. Es gebe «Tausende Personen des öffentlichen Lebens, deren Artikel auf Wikipedia verzerrt bis hin zu Justiziabilität falsch dargestellt werden».

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