Erinnern Sie sich an eine Mutprobe in Ihrer Jugendzeit? Das fragte Beobachter-Redaktor Ueli Zindel auch einige Prominente. So erzählte ihm zum Beispiel der Kabarettist Emil Steinberger, wie er pochenden Herzens ein hübsches Mädchen mit «Harakiri» ansprach… Einzig der Walliser Hotelier und Ex-Skistar Pirmin Zurbriggen musste passen: «Ich wurde nicht in eine Gesellschaft hineingeboren, die Mutproben brauchte.»

Doch was ist überhaupt mutig – und was braucht Mut? Dominik, 14-jährig, hat wohl Recht: «Eine Mutprobe ist für jeden etwas anderes», sagt der Schüler aus Thun in unserer Sonderreportage zum Prix Courage. Ein Schweigen kann mutig sein, genauso wie ein Wort oder eine Tat – es kommt ganz auf die Umstände an.

Besondere Umstände herrschen zum Beispiel, wenn Neonazis und Skinheads mit Hitler-Gruss und Sieg-Heil-Geschrei durch unsere Strassen marschieren. Wie reagieren? Alles nur als dumme Mutprobe geistig Halbwüchsiger abtun?

«Nicht so ernst nehmen», «ignorieren», «sein lassen», das rät der Zürcher Volkstribun Christoph Blocher in einem «Facts»-Interview. Und er meint damit: Die Medien schaukeln das Thema hoch. So weit, so richtig. Doch was denken sich Wankelmütige, wenn ausgerechnet politische Leitfiguren den braunen Rowdys mit Gleichgültigkeit begegnen? Wohl alles halb so schlimm… Die Grenze zwischen Ignoranz und Toleranz ist fliessend.

Nein, Gefahr droht unserer Gesellschaft nicht dadurch, dass man ein paar Militante zu ernst nimmt; gefährlich wirds, wenn man den Kreis geistiger Mitläufer unterschätzt – also jene Leute vergisst, die es doch eigentlich ganz in Ordnung finden, wenn ein paar harte Jungs mal ein paar Schwarze verhauen. Und die es nur begrüssen, wenn darob keine grosse Empörung herrscht.

Es ist noch keine Gesellschaft an zu viel Zivilcourage gescheitert – wohl jedoch am Gegenteil. Darum sind jene Menschen so wichtig, die notfalls auch etwas Falsches riskieren, um das Richtige zu tun – zugunsten einer solidarischen, offenen und gerechten Schweiz.

Dafür steht der Prix Courage; dafür steht der Beobachter – und hinter ihm über eine Million Menschen. Die neuste, unabhängige Mediennutzungsanalyse MACH hat ergeben: 1076000 Personen lesen unsere Zeitschrift. Mit andern Worten: Der Beobachter hat in der Deutschschweiz eine Reichweite von fast 27 Prozent. Ein Spitzenwert, der uns alle riesig freut. Und ein Vertrauensbeweis, der uns verpflichtet, eine engagierte und mutige Institution zu bleiben – nicht zuletzt in Fragen, die ganz zentral die ethischen Normen unseres Zusammenlebens betreffen.