Müde Schüler mit bleichen Gesichtern und einem Red Bull in der Hand sieht man jeden Tag. Die Koffeinbombe aus der Dose ist sehr beliebt. Coop, Migros und Denner haben deshalb in ihren jeweiligen Billiglinien Energy-Drinks für unter einen Franken auf den Markt gebracht, die Red Bull punkto Absatzzahlen mittlerweile überholt haben.

Das zuckerhaltige Getränk spaltet Pädagogen und Politiker. An einigen Schulen wurde Red Bull verboten, da es die Kinder zu zappelig mache. SP-Nationalrat Ricardo Lumengo fordert, Red Bull aus den Verkaufsregalen zu nehmen, bis wissenschaftlich bewiesen sei, dass der Muntermacher gesundheitlich unbedenklich ist. Marion Wäfler, Ernährungsberaterin bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE), ist jedoch gegen ein Verbot.

Beobachter: Weshalb sind Red Bull und ähnliche Energy-Drinks bei Schülern so populär?
Marion Wäfler: Es gibt verschiedene Faktoren, die sie für Schüler so attraktiv machen. Sie sind kohlensäurehaltig und süss. Der Konsum macht wach, belebt und entspricht dem Bedürfnis, vor einer Prüfung aufmerksam und konzentriert zu sein. Und das Trinken von Red Bull in der Gruppe stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl. Zudem ist das Getränk kompakt in der Dose und eignet sich besser zum Transport als Kaffee. Hinzu kommt der Placebo-Effekt, die Annahme: «Wenn ich Red Bull trinke, geht es mir nachher gut.»

Beobachter: Welche Stoffe sind in Red Bull enthalten?
Wäfler: Hauptsächlich Wasser und Zucker. Daneben enthält Red Bull unter anderem Koffein, Glukose, Aspartam, Taurin und B-Vitamine. Eine Dose enthält ungefähr gleich viel Koffein wie eine Tasse Kaffee.

Beobachter: Was bewirkt ein übermässiger Konsum?
Wäfler: Es gibt bis jetzt keine klaren Studien zu schädlichen Auswirkungen. Trotzdem sollten Kinder, Schwangere, Stillende sowie koffeinempfindliche Personen keine Energy-Drinks trinken.

Beobachter: Ab welchem Alter würden Sie denn den Konsum von Energy-Drinks erlauben?
Wäfler
: Offiziell gibt es keine Altersgrenze. Die Entscheidung liegt schliesslich bei den Eltern. Die SGE hält nichts von Verboten. Energy-Drinks befinden sich zusammen mit Süssigkeiten auf der obersten Stufe der Lebensmittelpyramide und sollten daher nur massvoll und in keinem Fall als Durstlöscher konsumiert werden. Dazu eignet sich Wasser am besten, für Kinder wie auch für Erwachsene.

Marion Wäfler ist Ernährungsberaterin bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE). Diese wurde 1965 als gemeinnütziger Verein gegründet und gilt heute als wichtigste nationale Fachorganisation im Ernährungsbereich.