Wer kann auf einem Bein Geschirr abtrocknen? Wer hat am schnellsten seine Schuhe verräumt? Schere, Stein, Papier - wer gewinnt, darf den Hund füttern, der andere muss staubsaugen. Diese Spiele motivieren Kinder viel mehr zur Mithilfe im Haushalt als Ermahnungen wie: «Wir Eltern machen schon so viel für euch, da müsst ihr auch etwas dazu beisteuern.» Trotzdem ist es richtig, ihnen einmal - aber eben nicht jedes Mal - den Sinn des Ganzen zu erklären. Und man darf sie auch selber erfahren lassen, was passieren kann, wenn die Arbeit liegen bleibt. Marie F. schreibt dazu im Beobachter-Erziehungsforum: «…dies bedeutet, dass halt keine saubere Hose mehr im Schrank liegt, weil man es versäumt hat, die Dreckwäsche in den Wäschekorb zu bringen!»

Sie kennen gute Gründe, zwischendurch ein Auge zuzudrücken? Etwa, wenn bei der Tochter viele Hausaufgaben anstehen? Klar, da entsorgt man als Eltern «das bisschen» Glas im Nu selber, die Wäsche verräumen ist kein Kraftakt, und das Tischdecken geht ja eigentlich auch ganz schnell. Problematisch wird es aber, wenn sich der Sohn grundsätzlich zehnmal bitten lässt, bis er seine Jacke in die Garderobe hängt. Weils nervt, die Kinder ständig an ihre Pflichten zu erinnern, lässt man die Aufforderungen irgendwann ganz bleiben. Das ist verständlich - doch die Quittung wird kommen.

In Lehre und Beruf kann es sich rächen, wenn die Eltern allzu nachlässig waren. Denn Hilfsbereitschaft, Engagement, Aufmerksamkeit sind dort gefragt. Ausserdem werden die Kinder irgendwann ohne Eltern auskommen müssen: Da gehören Wäschewaschen und einfache Kochkenntnisse dazu. Wie man das lernt? Beim Ämtlimachen.

Mit der Aufgabe wachsen
Ideal ist, den Nachwuchs früh einzubeziehen. Siebenjährigen Kindern ist eine regelmässig anfallende kleinere Aufgabe zuzumuten. Und schon Zweijährige wollen helfen, es macht ihnen Spass. Sie finden es toll, Wäsche im Spielzeuglaster in die Waschküche zu transportieren. Oder beim Pizzabacken zu helfen. Oder die Gartenblumen mit der Spritzkanne zu giessen. Kinder interessieren sich für das, was die Erwachsenen tun. Eltern, die das erkennen und unterstützen, haben es später leichter, ihnen ein festes Ämtli zu übertragen.

Familien, in denen Ämtli dazugehören, vermitteln Kindern das Gefühl, selber etwas zu können - also Selbstvertrauen. Diese Kinder sind sozialkompetent und früher selbständig als andere. Sie helfen etwa von sich aus, wenn ein anderes Kind die Puppe sucht, mit dem Fahrrad umgefallen ist oder bei den Hausaufgaben Mühe hat - weil sie von klein auf gelernt haben, sich gegenseitig zu unterstützen. Viele Kinder erweisen sich als ungeahnt hilfsbereit, wenn sie mitbestimmen dürfen und nicht gerade eine allzu verhasste Tätigkeit ausführen müssen.

Was war eigentlich Ihr Ämtli, als Sie noch ein Kind waren?