«Was brauchen Kaninchen am Allerdringendsten?» Die sieben Kinder im Raum überpurzeln sich fast mit ihren Antworten: «Futter!», «Wasser!», «viel Platz!». Bei der Führung durch das Tierheim beider Basel haben die Kinder der Krippe Rägeboge Tierpfleger Jürg Eglin aufmerksam zugehört. Der Basler Tierschutz hat verschiedene Anlässe im Angebot, um gerade Kindern die wichtigsten Grundlagen der Haustierhaltung und die Besonderheiten jeder Tierart näherzubringen. Aha-Erlebnisse sind garantiert.

«Die Kinder erfahren zum Beispiel, dass Meerschweinchen einem nicht in die Arme springen und gestreichelt werden wollen, sondern im Gegenteil scheue Tiere sind. Viele Kinder sind dann enttäuscht, aber das ist auch gut so: lieber vorher, als wenn das Tier schon angeschafft ist», erklärt Eglin. Es gebe sehr viel Aufklärungsbedarf: «Jedes Jahr werden rund 100 Kaninchen hier im Heim abgegeben, weil die Leute dachten, mit so einem kleinen Käfig aus der Zoohandlung sei es getan. Bald sitzen die Tiere dann aber nur noch frustriert in der Käfigecke, und die Kinder verlieren das Interesse. Hätten die Nager einen grösseren Käfig, könnten sie sich artgerecht bewegen und herumspringen, dann hätte das Kind auch etwas zu beobachten», so der tierpsychologische Berater.

Der beste Freund kann lange leben

Wenn eine Familie sich jedoch informiert hat, wie ein Haustier artgerecht behandelt wird, und sich bewusst ist, welche Kosten es mit sich bringt, dann könne ein Kind sehr von Haustierhaltung profitieren, sagt Eglin: «Es gibt zahlreiche Studien, dass es Allergien vorbeugt, wenn ein Kind mit Tieren aufwächst. Ein Tier kann auch ein bester Freund und Trostspender sein. Zudem fördert ein Haustier die Sozialkompetenz, das Verantwortungsbewusstsein und das Selbstvertrauen des Kindes, weil es spürt, dass es eine wichtige Aufgabe hat.»

Oft werde allerdings vergessen, die Lebenserwartung des Tieres mit einzukalkulieren: So kann ein Wellensittich 10 bis 15 Jahre alt werden, Katzen werden gut und gerne 20, und Meerschweinchen oder Kaninchen können acht Jahre oder älter werden. Eglin: «Wenn ein zehnjähriges Kind zum Beispiel Meerschweinchen bekommt, ist es sehr fraglich, ob sie dann nicht zu kurz kommen, wenn das Kind wenige Jahre später in die Pubertät kommt und ganz andere Interessen entwickelt.»

Im Prinzip sei es so: Der Wunsch nach einem Haustier sollte weniger vom Kind ausgehen als von den Eltern, die daran auch noch Freude haben sollten, wenn das Kind womöglich längst ausgezogen ist.

Mehr zu Haustieren bei Guider

Ob Sie sich einen Hund, eine Katze, oder ein Pferd anschaffen, muss wissen, dass damit auch Pflichten einhergehen. Guider erklärt Beobachter-Abonnenten, was mit einem Haustier auf sie zukommt, wie sie als Tierhalter haften und wie es mit der Bewilligungspflicht des Vermieters zur Haltung von Haustieren in Mietwohnungen aussieht.

Ist Ihre Familie reif für ein Haustier?

Wenn Sie die folgenden Fragen mit Ja beantworten können, sollte das Zusammenleben mit einem Haustier kaum mehr Probleme bereiten:

  • Hat Ihr Kind lange Freude an etwas, das es sich sehr gewünscht hat? Verleidet ihm das neue Spielzeug schnell, wird dies bei einem Tier kaum anders sein. Das Kind sollte den Wunsch nach einem Haustier längere Zeit äussern.
  • Geht Ihr Kind liebevoll und achtsam mit Tieren um? Hat es Angst vor Tieren, sollte zuerst diese abgebaut werden. Ebenso muss es verstehen, was es heisst, einem Tier wehzutun.
  • Ist Ihr Kind gewillt und fähig, auch die unangenehmeren Tätigkeiten rund um sein Haustier zu übernehmen? Streicheln und liebkosen reichen nicht. Das Tier will gefüttert, geputzt und gepflegt sein oder es braucht Auslauf.
  • Hat Ihr Kind genug Zeit für ein Tier? Katzen leben bis zu zwanzig Jahre, Hunde gut und gerne zehn. Ausgang und Hobbys werden für Jugendliche mit zunehmendem Alter wichtiger, auch die Schule fordert.
  • Ist Ihr Kind frei von Allergien? Tierhaarallergien sind oft ein Grund, dass Haustiere wieder weggegeben werden müssen. Informieren Sie sich beim Kinderarzt.
  • Übernimmt Ihr Kind zuverlässig die Verantwortung für persönliche Sachen und Aufgaben? Für ein Haustier sollten diese Verantwortlichkeiten in einer Vereinbarung festgelegt werden. Dazu gehören auch die Konsequenzen, falls das Kind die Regeln missachtet.
  • Sind Sie als Eltern bereit, sich um das Tier zu kümmern, falls Ihr Kind seine Aufgaben nicht erfüllt? Dies setzt voraus, dass Sie motiviert und in der Lage sind, ein Tier zu halten.
  • Ist die ganze Familie bereit, zugunsten des Haustiers Abstriche in der Freizeitgestaltung und bei Ferien auf sich zu nehmen? Ein Hund ist am Strand so fehl am Platz wie im Museum.
  • Lässt das Familienbudget ein Haustier zu? Die Kosten für Haustiere summieren sich selbst bei Kleintieren rasch auf 1000 Franken im Jahr; bei einem grösseren Hund sind es leicht 2000 Franken.
  • Ist die Wohnung oder das Haus geeignet für ein Haustier? Ausserdem muss die geplante Tierhaltung mit dem Mietvertrag und anderen rechtlichen Gegebenheiten, zum Beispiel tierschützerischen Vorschriften, vereinbar sein.


Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.iemt.ch

Das gehört in einen Haustiervertrag

Schliessen Sie in den Haustiervertrag mit Ihrem Kind folgende Punkte ein:

  • Wem gehört das Tier?
  • Wer ist für welche Aufgaben zuständig (Füttern, Putzen und Pflege, Streicheln und Zuwendung, Auslauf, Einkauf von Futter)?
  • In welchem Rhythmus sind diese Aufgaben zu erfüllen?
  • Wer kontrolliert, ob und wie die Aufgaben ausgeführt werden?
  • Welche Konsequenzen hat es, wenn die Aufgaben mehrmals nicht oder schlecht erfüllt werden?
  • Wer schaut in den Ferien zum Haustier?

Weitere Infos

Haustierhaltung: Der Tierschutz beider Basel informiert über Haltung und Ansprüche verschiedener Haustiere. Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Kaninchen werden kindergerecht und unterhaltsam vorgestellt. Daten und weitere Informationen finden Sie unter www.tbb.ch

Infos für Kinder: Das Bundesamt für Veterinärwesen und der Schweizer Tierschutz haben wichtige Informationen zur Haustierhaltung kindergerecht aufbereitet: www.neutierig.ch

Informationen des Schweizer Tierschutzes: Informationen und Anregungen zu artgerechter Heimtierhaltung finden Sie unter www.tierschutz.com/heimtiere