Theo Walter* (Name geändert) wartet. Das Leben hat es eilig, da draussen vor dem Fenster. Da drüben beim Bahnhof, wo Züge kommen und Menschen gehen. Zwölf Tage noch, dann ist sie wieder bei ihm.

Tanja*, die kommt und geht, weil sie nicht bleiben darf. Zwölf Tage, dann werden sie kochen, spazieren, fernsehen. Wie ein normales Paar zusammen sein. Drei Monate lang, bis das Visum abläuft. Bis Tanja zurück nach Russland muss und Theo wieder warten wird. «Wer die Einsamkeit fürchtet, sollte nicht heiraten», schrieb Anton Tschechow. Nach zwölf Jahren Ehe weiss der Bündner: Der Russe hatte recht.

Dabei fängt alles so gut an, im Jahr 2007. Theo Walter und Tanja Iwanowa treffen sich auf einer Dating-Plattform. Er ist 42, Besitzer eines KMU, ledig. Sie ist 35, Verkäuferin, Mutter. Sie schreiben sich täglich. Über Monate, bis er sie besuchen will, in Nowosibirsk, der drittgrössten Stadt Russlands. «Meine Freunde waren skeptisch, aber ich hatte das Gefühl, Tanja zu kennen.»