Wenn auch nur ein Prozent der Bevölkerung eines Landes die transzendentale Meditation ausübe, werde die Nation unbesiegbar. Zudem finde der Einzelne zum vollkommenen Glück, sagt die Meditationslehrerin Barbara Maria Gibiser. Sie trägt einen rosafarbenen Pullover und ein rosafarbenes Haarband und öffnet am Einführungsabend im Maharishi Veda Center in Zürich-Oerlikon das Tor in die innere Schatzkammer. Die transzendentale Meditation sei der «goldene Schlüssel für alle verborgenen Türen im Menschen».

Das Glück ist käuflich: Wie der Weg dahin mit zweimal 20 Minuten täglicher Einkehr zu finden ist, bringt Gibiser Interessierten in vier Kurstagen für insgesamt 2'900 Franken bei. Noch teurer ist es, ganz abzuheben: Das yogische Fliegen, die Fortgeschrittenenstufe der transzendentalen Meditation, kann für 8'700 Franken erlernt werden. Aus dem Lotossitz katapultiert man sich dabei vom Boden weg. Das kurze Schweben ist aber nichts anderes als eine Hüpftechnik, die Gibiser allerdings als innere Erfahrung anpreist, die «totale Leichtigkeit, Freiheit und Unbegrenztheit» vermittle. «Der Geist möchte es, der Körper macht es.»

Trotz breit gestreuten Zeitungsinseraten muss Gibiser an diesem Mittwochabend vor nur drei Personen referieren. Einer aus dem Minipublikum - ein älterer Mann - verlässt den Raum vorzeitig. Er hat sich zu diesem Kurspreis unter dem yogischen Fliegen etwas anderes vorgestellt.

Transzendentale Meditation und yogisches Fliegen sind Methoden des 89-jährigen indischen Gurus Maharishi Mahesh Yogi, der damit den Weltfrieden anstrebt. 1969 hatte Maharishi die Beatles von seiner Lehre überzeugt und so für Aufsehen gesorgt. Hierzulande treten seine Anhänger zurzeit unter den Begriffen «Finanzzentrum der Schweiz» und «Unbesiegbare Schweiz» auf. Nationaler Vorsitzender ist Felix Kägi alias Raja Felix, der in den neunziger Jahren als Aushängeschild der spirituellen Naturgesetz-Partei bei den Zürcher Regierungsratswahlen kandidiert hatte.

«Ziel ist die Weltherrschaft»
Von der Politik hat sich Kägi inzwischen verabschiedet. Seine aktuelle Offensive für die transzendentale Meditation und das yogische Fliegen ist angeblich gemeinnützig motiviert: «Wir wollen unser universales Wissen aus jahrtausendealter Tradition der Öffentlichkeit zugänglich machen.» Kägi fordert für das allgemeine Wohl zudem, dass die grossen Schweizer Städte abgerissen und nach alter hinduistischer Bauweise neu errichtet werden.

Die Maharishi-Gemeinschaft wolle jeden Bereich der Gesellschaft umkrempeln, beobachtet Sektenexperte Georg Otto Schmid: «Ihr Anspruch reicht weit über jenen einer spirituellen Verbindung hinaus. Ziel ist die Weltherrschaft.» Im Gegensatz zu einer klassischen Sekte binde die Yogi-Gruppe ihre Mitglieder nicht so eng an sich. Die Gesamtzahl ihrer Anhänger in der Schweiz ist laut Schmid im Bereich einiger hundert anzusiedeln.

Dass der bahnbrechende Erfolg der transzendentalen Meditation bisher ausgeblieben ist, liege an den Machthabern, sagt Lehrerin Gibiser. «Sie haben kein Interesse daran, dass die Menschen glücklicher werden.» Mit ihrem Vortrag hat die Referentin wenigstens eine junge Frau für den Kurs gewonnen. Die Zuhörerin ist angetan von der Methode und erfüllt anscheinend auch die einzige erwähnte Voraussetzung, um sie zu erlernen: Interessenten müssen schriftlich deklarieren, dass sie keine Drogen und Psychopharmaka nehmen.