Familienarbeit: Selbst ist der Haushalt nicht
Uber die Hälfte aller Arbeitsstunden werden zu Hause geleistet. Trotzdem wird Familienarbeit immer noch verkannt. Wie lässt sich Haushaltsfrust abwenden?
Wer hat eigentlich die Idee mit dem Hund gehabt? «Du», behauptet mein Mann. «Weil du einen Helferkomplex hast.» Na schön. Nur weil ich nicht mit ansehen kann, wie heimatlose Tiere hinter Gittern dahinvegetieren, muss ich aber noch lange keinen Komplex haben. Schliesslich hatten wir erst zwei Katzen (die dritte gehört offiziell einem Nachbarn), und da kam es auf ein Tier mehr oder weniger auch nicht an.
Ein Haushalt macht sowieso Arbeit. Ein Statistiker hat ausgerechnet, wie viele Stunden unseres kostbaren (Frauen-)Lebens wir mit Putzen, Geschirrabwaschen und Aufräumen verbringen. Die Zahl habe ich vergessen waren es 100 Millionen? 150? Sicher ist: Wer Kinder, Beruf, Haushalt, Katzen, Hunde oder alles miteinander hat, muss aufpassen, dass es nicht immer mehr werden. Stunden, meine ich.
«Die Arbeitswelt mag streng sein, an Komplexität ist sie aber nichts im Vergleich zur Arbeit in der Familie», sagte kürzlich ein Uni-Professor in einem Interview. Recht hat er. Doch honoriert wird das nicht. Kaum ein Job, bei dem Anforderungen und Anerkennung so weit auseinander klaffen wie bei der Familienarbeit. Der Professor riet zur Arbeitsteilung. Eine gute Idee, aber reine Utopie: 93 Prozent aller Väter arbeiten 100 Prozent ausser Haus.
Bis sich das ändert, bleibt nur eins: aus der Situation das Beste machen. Tipps dazu gibt es jede Menge. Einige davon helfen wirklich, die Last des Alltags zu verringern und Raum zu schaffen für das Wesentliche. Uns selbst zum Beispiel! Die Fixpunkte, ohne Gewähr auf Vollständigkeit:
Laut der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung ereignen sich im Bereich Haus und Freizeit jedes Jahr über eine halbe Million Unfälle. Ursache ist oft eine Verkettung «unglücklicher Umstände» wie Übermüdung, Zeitdruck, technische Mängel, Unordnung, Unkenntnis und Bequemlichkeit. Es lohnt sich deshalb, den Haushalt einmal systematisch auf Gefahrenquellen hin zu überprüfen.
Das Leben ist zu kurz, um sich mit einem schlecht funktionierenden Bügeleisen oder einem altersschwachen Staubsauger herumzuplagen. Leistungsfähige Geräte sparen Nerven, Zeit und auf die Dauer auch Geld. Konsumentenorganisationen, die Medien und das Internet helfen, die Qualität von Produkten und Dienstleistungen zu beurteilen.
Eine gute Arbeitsorganisation kann Wunder wirken. Das Bad immer am gleichen Wochentag und nur an diesem! putzen verhindert, dass sich die Putzspirale ins Endlose dreht. Mit einem Essplan für die kommende Woche und einem festen Tag für die grossen Einkäufe gewinnen Sie Zeit. Schwere Sachen wie Getränke oder Katzensand kann man sich ins Haus liefern lassen.
Wenn es sein muss, geben Sie als Mutter für Ihre Lieben selbstverständlich Ihr Leben. Wer aber sagt, dass Sie das jeden Tag tun müssen? Welchen vernünftigen Grund gibts, Bettwäsche, Unterhosen oder Geschirrtücher zu bügeln? Wer (ausser Sie selbst) ist der Meinung, Sie seien immer für alles verantwortlich?
Es gibt Situationen, in denen sich ein gutes soziales Netz als unschätzbar erweist. Es lohnt sich, ein solches Netz aufzubauen und zu pflegen. Es gibt zudem Beratungsstellen, die auf Familienfragen spezialisiert sind. Nutzen Sie die vorhandenen Angebote, wenn Ihnen alles über den Kopf wächst.
Dass sich der Familienalltag auf unterschiedlichste Weise gestalten lässt, zeigen die Beispiele auf dieser und den beiden vorherigen Seiten. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten: das Ganze sehen, verschiedene Sachen machen, in Bewegung bleiben.
Ein Hund ist des Pudels Kern
Womit ich wieder beim Hund bin. Es tönt zwar paradox, doch gerade für überbeschäftigte (aber verantwortungsbewusste) Familienleute kann ein Hund in gesundheitlicher Hinsicht ein Segen sein. Erstens treibt er Ihnen den Perfektionismus aus. Zweitens sorgt er dafür, dass Sie sich dreimal täglich im Freien bewegen und abschalten. Seine Lebensfreude wirkt (in den meisten Fällen) ansteckend. Zugegeben: Den Job, den Sie leisten, findet auch er selbstverständlich. Aber er verschont Sie garantiert mit guten Ratschlägen.