A. sei ein Scheininvalider, das hat die SVP Aargau der IV-Stelle gemeldet. Bei der Partei angeschwärzt hat ihn sein Nachbar R. T. (Name der Redaktion bekannt). A. arbeite nur halbtags, im Garten aber habe er eine Mauer gesprengt und Steinplatten getragen, schreibt er in der entsprechenden Mail, die dem Beobachter vorliegt. «Alles geht, nur arbeiten nicht.» Den Lohn solcher Leute zahlten die «normal arbeitenden Idioten». Gegenüber dem Beobachter will R. T. nicht Stellung nehmen.

«Ich bin ja nicht tot»
Doch A. ist kein Scheininvalider. Er ist vor 20 Jahren an Fibromyalgie erkrankt, einem chronischen Schmerzsyndrom. Seine Arbeit als Werkstattchef kann er seit dem Jahr 2003 deshalb nur noch zu 50 Prozent verrichten. «Aber ich will arbeiten. Ich bin ja nicht tot», sagt der 48-Jährige.

A. bezieht zu Recht eine IV-Rente, zu diesem Schluss kam und kommt auch die IV-Stelle. Karl Heinz Damej, Verantwortlicher für Missbrauchsfälle im Kanton Aargau, erklärt: «Bei einer Schmerzverarbeitungsstörung spielt der psychische Zustand eine grosse Rolle.» A. dürfe im Garten arbeiten. Auch kurzfristig Steinplatten verlegen müsse kein Problem darstellen. «Er ist schliesslich kein Vollinvalide.» Damej ärgert sich darüber, dass Leute hinter jeder Tätigkeit eines Rentenbezügers einen Missbrauch vermuten. «Von Tausenden Missbrauchsmeldungen waren im vergangenen Jahr zwei gerechtfertigt.»

Für M. A. ist die Geschichte vom Tisch: «Ich bedaure aber, dass T. nicht versucht hat, mit mir zu reden.»