Dietrich Kümmerlen verstand die Welt nicht mehr: «Plötzlich verrechnete mir meine Bank Gebühren, als ich am Schalter Geld einzahlen wollte.» Kümmerlen trägt zwei- bis dreimal pro Jahr Kleingeld zur Credit Suisse (CS), um es auf das Konto seines Sohnes einzuzahlen. Bis vor kurzem hatte die Frau am Schalter die Münzen dankend in Empfang genommen und sie in die Maschine geworfen; diese zählte und sortierte dann innert Sekunden.

Bei Kümmerlens letztem Besuch auf der Bank war alles anders. Die Bankangestellte erklärte, für das Zählen werde jetzt eine Gebühr von zwei Prozent verrechnet. Alle Proteste halfen nichts: Die CS zog von den eingezahlten Fr. 203.55 fünf Franken ab.

Die Geschichte hat jedoch ein Happy End. Einen Monat später rief die stellvertretende Filialleiterin Kümmerlen an und entschuldigte sich. Das Vorgehen sei falsch gewesen; die abgezogene Gebühr werde zurückerstattet.

Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Völlig falsch lag die Frau am Schalter nämlich nicht. «Das Zählen und Sortieren von Kleingeld ist nur bei Einzahlungen auf Jugendkonti gratis», sagt CS-Sprecher Matthias Friedli. Ansonsten werde auf Beträge von über 100 Franken tatsächlich eine Gebühr von zwei Prozent erhoben.

Die CS steht mit dieser Praxis nicht allein da. Die Migros-Bank verlangt gar eine Mindestgebühr von fünf Franken. Ansonsten zieht sie vom gezählten Münz zwei Prozent ab. Die Coop-Bank verlangt ein Prozent. «Wir müssen die Münzen auf eine andere Bank bringen, weil wir selber keine Zählmaschinen besitzen», heisst es auf der Pressestelle. Besser schneiden die Post, die Raiffeisen-Banken, die UBS und die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ab. Für die Kunden dieser Firmen ist das Einzahlen von Münz üblicherweise gratis. «Wir lassen den gesunden Menschenverstand walten», sagt ZKB-Sprecher Urs Ackermann. Das heisst: «Wer nicht gleich sackweise Münzen anschleppt, zahlt nichts.»