Die Nachricht vom Untergang der Credit Suisse zog wie ein Gewitter über die Schweiz. Und man hatte nur zwei Optionen: die Flut der Live-Ticker, Kommentare und Analysen zu durchwaten. Oder zu warten, bis die Sicht wieder besser war. Was aber lernen wir in dieser Krise über die Schweiz im Jahr 2023, präziser: über uns selbst?

Als die Ökonomin Christine Renaudin an der letzten Generalversammlung der Credit Suisse am 4. April ans Rednerpult tritt, passiert Aussergewöhnliches. Sie schimpft nicht auf den Verwaltungsratspräsidenten Axel P. Lehmann oder seinen Vorgänger Urs Rohner. Sie nennt niemanden eine hohle Nuss. Und sie fasst sich kurz. Bevor sie zu reden beginnt, hält sie zum Ende dieser 167-jährigen Bankgeschichte ein Blatt Papier in die Luft.
 
Es ist ein Verhaltenskodex. Christine Renaudin hat ihn selbst geschrieben und liest jetzt laut vor. Punkt eins: «Die helvetischen Werte Ehrlichkeit und Integrität, Exzellenz und Leistung sind die Schlüsselwerte der neuen Bank UBS.» Als sie fertig ist, sind aus dem Publikum Applaus und laute Bravo-Rufe zu hören.