Der aktuelle Einzahlungsschein stammt aus der Steinzeit – zumindest in technologischer Zeitrechnung. Nun muss eine neue Lösung her, diese lässt aber auf sich warten. Bereits seit sechs Jahren wird daran gearbeitet, nächstes Jahr hätte es soweit sein sollen. Nun wurde bekannt, dass er wegen Verzögerungen doch erst Mitte 2020 kommt.
Kein Abtippen der Referenznummer mehr
Heute gibt es sieben verschiedene Formen von Einzahlungsscheinen, die bekanntesten sind die orangen (mit vorgedruckter Referenznummer) und roten (mit Mitteilungsfeld). Sie sollen durch einen einheitlichen Einzahlungsschein ersetzt werden, der als wichtigstes Element einen QR-Code enthält.
Ein QR-Code ist eine Art Strichcode, wie er etwa auf Tickets bereits vielerorts eingesetzt wird. Dieser enthält alle Zahlungsinformationen und kann von jedem Smartphone gelesen werden, was den Zahlungsverkehr vereinfachen soll. Über eine E-Banking-App kann dann eine Rechnung nach dem Scannen per Knopfdruck bezahlt werden, das Abtippen der Referenznummer entfällt (mehr dazu bei Guider).
800 Millionen Einzahlungsscheine werden in der Schweiz pro Jahr benutzt, um Rechnungen zu bezahlen.
Für Personen, die am liebsten am Schalter oder per Post Rechnungen bezahlen, ändert sich nichts. Weil noch immer 25 Prozent der Zahlungen mit Einzahlungsscheinen auf Papier getätigt werden, habe man darauf geachtet, dass alle Zahlungswege bestmöglich unterstützt werden, heisst es bei der Finanzdienstleisterin SIX. Die Firma ist mit der Projektleitung beauftragt.
Von der Digitalisierung überholt
Bei der Erarbeitung des neuen Einzahlungsscheins gab es eine Reihe von Schwierigkeiten, die schliesslich zu dieser jahrelangen Verzögerung führten. Beispielsweise beim QR-Code, dem Herzstück des neuen Scheins: «Vor zwei Jahren, als wir eigentlich überzeugt waren, den richtigen QR-Code eingeplant zu haben, hat die zuständige Arbeitsgruppe des Finanzplatzes gemerkt: die Digitalisierung hat uns überholt», sagt Jürg Schneider von SIX. «So viel war zwischenzeitlich in der digitalen Entwicklung passiert und wir stellten fest, dass wir noch zusätzliche Informationen und Möglichkeiten reinpacken mussten.»
Für Verspätungen hatte aber auch die Umstellung der Infrastruktur aller Firmen und Finanzinstitute gesorgt. Diesen müsse genug Zeit eingeräumt werden, um auf die neue Technologie umzurüsten. Denn der Zahlungsverkehr sei eine systemrelevante Dienstleistung und da gehe Sicherheit und Akzeptanz vor, heisst es bei Six.
Steilpass für Betrüger?
Die Sicherheit wurde denn auch von einzelnen Experten angezweifelt, wie verschiedene Medien kürzlich berichteten. Aus Informatik-Kreisen wurde unter anderem Kritik am aktuellen QR-Code laut. Betrüger könnten massenhaft Rechnungen per Mail versenden, die im QR-Code auf eine andere Kontonummer verweise, als daneben im Klartext stehe, sagte Nicolas Guillet von der Softwarefirma Abacus dem « Tages-Anzeiger».
Auf Nachfrage des Beobachters winkt Schneider von SIX aber ab: «Die QR-Rechnung ist genauso sicher wie der Einzahlungsschein.» Nach dem Scannen des Codes könne der Zahler die erfassten Daten mit dem gedruckten Text abgleichen und den Zahlungsvorgang bei Verdacht stoppen. Wie bisher werde empfohlen, jede Zahlung vor der Freigabe zu kontrollieren. Zusätzlich würden die Banken Plausibilitätsprüfungen durchführen, um sicherzustellen, dass die Daten glaubwürdig sind. Aber: «Eine gewisse Eigenverantwortung bleibt beim Endkunden, das ist ja auch heute im Zahlungsverkehr so.»
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