«Sensitive countries», sinngemäss «heikle Länder» - so bezeichnet die Credit Suisse jene Staaten, mit denen sie keine neuen Geschäftsbeziehungen mehr eingehen will. Zu ihnen gehören etwa der Iran, Nordkorea oder Kuba. Die neue Geschäftspolitik ist erst seit Januar dieses Jahres in Kraft, dafür wird sie umso ernster genommen.

Wie ernst, erfuhr etwa eine Genferin, die bei der CS ein Konto eröffnen wollte: «Nicht möglich», beschied man ihr bei der zweitgrössten Schweizer Bank. Seit acht Jahren wohnt die Frau in Genf, wie «Le Matin» schreibt, ist aber kubanischer Nationalität - also Bürgerin eines «heiklen Landes». «Die Credit Suisse hat entschieden, grundsätzlich keine neuen Geschäfte mit Kunden aus sensitive countries einzugehen», schreibt die CS in einer Stellungnahme. So weit, so gut: Was aber kann eine Kubanerin für die Regierung ihres Landes? «Zu einzelnen Geschäftsfällen äussern wir uns grundsätzlich nicht», lässt die Credit Suisse wissen.

Die CS steht allein auf weiter Flur
«In der Schweiz besteht Vertragsfreiheit. Das Vorgehen der CS kann man rechtlich nicht beanstanden», sagt der Bankenombudsmann Hanspeter Häni.

Trotzdem steht die CS mit ihrer Praxis allein auf weiter Flur. «Bei uns wäre eine Kontoeröffnung möglich gewesen», sagt zum Beispiel Urs Ackermann, Pressesprecher der Zürcher Kantonalbank. Identischer Bescheid bei der Raiffeisenbank. Auch bei der UBS heisst es laut Mediensprecher Christoph Meier: «Für uns ist das Domizil massgebend und nicht die Nationalität.»