«Ich habe von meinem Alterskonto mit einem Guthaben von 215000 Franken rund 200000 Franken in Aktienfonds angelegt», schreibt eine Anlegerin dem Beobachter-Geldexperten. Ein Fall unter vielen. Doch ihre folgende Frage ist ziemlich ungewohnt: «Kann der Fondsmanager mit meinem Geld abhauen?»

Die Zeiten haben sich geändert. Stand in früheren Jahren an erster Stelle der Anlegerinteressen die Rendite, so hat sich deren Bedeutung durch die negative Börsenentwicklung seit Anfang 2000 vermindert. «Wie sicher ist mein Fonds und meine Anlage?» Diese Frage hat in der Geldberatung neuerdings einen hohen Stellenwert. Zumal viele Anlegerinnen und Anleger diesbezüglich keine oder nur wenig Ahnung haben.

Ein Anlagefonds ist ein Sammeltopf für Anlagegelder. Der Fondsmanager investiert dieses Vermögen in Wertpapiere wie Obligationen oder Aktien und hat sich dabei an die Anlagerichtlinien im Reglement des Fonds zu halten. Die Anlagefonds werden von der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) beaufsichtigt. Sie erteilt auch die Bewilligungen für den Vertrieb der Fonds. Diese Bewilligungen sind im Internet unter www.ebk.ch aufgelistet.

Gerät eine Fondsgesellschaft in Konkurs, so sind die Fondsanteile der Anleger nicht in Gefahr. Ein begrenzter Schaden kann für sie allerdings dennoch entstehen: Dann nämlich, wenn die Anteile wegen eines Konkurses ausgerechnet in einer Börsenbaisse zu schlechten Kursen liquidiert werden müssen. Generell gilt: Je kleiner ein Fondsvermögen, desto höher das Risiko, dass es zu einer solchen Liquidation kommen kann. Sicherheitsbewusste Anleger bevorzugen darum Fonds mit einem Vermögen von mindestens 100 Millionen Franken. Da sich die Kosten bei grösseren Fonds auf mehr Anleger verteilen, sind oft auch die Renditen höher.

Schwergewicht Sicherheit

Nach den Börsendebakeln der letzten Monate sind Anleger gut beraten, bei der Fondsauswahl das Schwergewicht auf Sicherheit zu legen. Damit ist vor allem der Anteil von Aktienfonds am gesamten Anlagevermögen gemeint. Ein konservativer Anleger wird sich ein Portfolio mit maximal zwanzig Prozent Aktienanteil zusammenstellen. Wer heute 50 Prozent seines Vermögens in Aktienfonds steckt, gilt bereits als dynamischer Anleger.

Die Auswahl der Fonds ist allerdings nicht einfach: weltweit stehen über 70000 Anlagefonds zur Verfügung. Die unterschiedlichen Kriterien, nach denen sie das Geld investieren Branchen, Sektoren, Währungen, Länder und Risiken , überfordern die meisten Anleger bei weitem. Dazu kommen noch Fragen nach der unterschiedlichen steuerlichen Behandlung der einzelnen Produkte: So sind beispielsweise fondsgebundene Vorsorgeprodukte der privaten Vorsorge (dritte Säule) steuerbegünstigt.

Entscheide in eigener regie Anleger müssen sich mit weiteren Fragen beschäftigen: Sollen sie Aktien-, Obligationen- oder gemischte Fonds jetzt kaufen oder lieber abwarten? Nach welchen Kriterien soll man die Auswahl treffen? Oder wäre es besser, das Fondsvermögen durch die Bank, eine Versicherungsgesellschaft oder einen Vermögensverwalter bewirtschaften zu lassen?

Eine empfehlenswerte, auf Sicherheit bedachte Anlagestrategie ist jedoch auch in unsicheren Börsenzeiten einfach zu realisieren: ein Drittel des Anlagevermögens wird heute investiert, ein Drittel in sechs Monaten und das restliche Drittel in einem Jahr. Mit dieser Staffelung können Börsenturbulenzen abgefedert werden.

Die letzten zwei Jahre haben zudem gezeigt, dass auch die durch Profis verwalteten Fonds negative Resultate erzielten; trotzdem haben die Vermögensverwalter ihre hohen Kommissionen eingeheimst. Anleger, die sich hingegen selbst mit der Fondsmaterie vertraut machen, können ihre Anlageentscheide in eigener Regie fällen und sparen auf diese Weise hohe Kommissionen. Mit der richtigen Strategie und mit der Diversifikation des Fondsvermögens bieten sich auch in Zukunft Chancen für eine gute Rendite und eine möglichst sorgenfreie Altersvorsorge.

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